Eine (fast Auto)Biographie

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Es ist ein ungewöhnliches Leben, dass die Autorin da beschreibt: eine Kaufmannstochter verliebt sich in einen Sohn aus der regierenden Habsburger-Dynastie. Der Prinz heiratet sie heimlich; damit endet dann das Hollywood-Klischee. Die heimliche Ehe und die illegitimen Kinder belasten zum einen die Beziehung und schüren v.a. in der schönen Kaufmannstochter Phillipine Misstrauen und Furcht - auch weil sie annimmt , dass Angestellte (auch die ihres Mannes) ihr nach dem Leben trachten, weil sie die Beziehung missbilligen. Am Ende des Lebens hat sie drei Kinder verloren und rechnet damit, dass sie sehr bald von einer wesentlich jüngeren und standesgemäßen Braut abgelöst wird. Ihre Lieblingstante und ihre Mutter, die sie beide lange Zeit unterstützt haben, sind ihr voraus gegangen.
Der Roman ist tagebuchartig verfasst und enthält Elemente eines Krimis, jedoch ohne dass der/die Täter tatsächlich gefasst werden, und tatsächlich sicher bewiesen ist, dass es sich in jedem Fall um einen Anschlag gehandelt hat. Es fiel mir teilweise wirklich schwer nachzuvollziehen, warum Phillipine sich das antut. Auch fand ich, dass am Ende die Geschichte sehr springt, auch wenn dies durch unregelmäßigere Einträge begründet wird. Gelungen fand ich den Griff jedes Kapitel mit der Beschreibung einer Heilpflanzen zu beginnen, denn diese begleiten Phillipine durch ihr ganzes Leben. Als kleines Kind muss sie für die Mutter Heilpflanzen sammeln. Nach einer kurzen Affäre sorgen die Pflanzen wohl für eine Fehlgeburt. Sie sorgen aber auch dafür, dass Phillipine das Lebenswerk ihrer Mutter fortführt und in Tirol endlich Anerkennung erfährt. Der Autorin gelingt insgesamt das Leben in einem Kreis zu beschreiben, der faszinierende aber auch abschreckende Einblicke in das Europa auf der Schwelle zum 30jährigen Krieg.
Es zeigt Standesunterschiede, die nur scheinbare überbrückt werden. Beweist, dass Famalien auch damals schon zerrüttet waren und dass das 21. Jh. Klare Vorteile hat.