Kaufmannstochter, gefallene Frau und heimliche Fürstin

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Die im 16. Jahrhundert lebende Tochter des Patriziers Franz Welser aus Augsburg konnte am Ende ihres Lebens auf eine bewegende Biografie zurückblicken. Die wegen ihrer Schönheit bekannte Frau war schon in jungen Jahren in Ferdinand II. von Habsburg verliebt. Doch die unterschiedlichen Stände machten es ihr unmöglich, eine nähere Beziehung mit ihm vorzustellen. Als die nähere Bekanntschaft zu einem andern jungen Mann nicht folgenlos blieb, musste die kräuterkundige Mutter eingreifen. Dieses Geheimnis musste sie nun zeitlebens gut verbergen. Vor allem, nachdem Ferdinand sie nun doch in sein Schloss bat. Das Paar bekam im Laufe der Jahre vier gemeinsame Kinder, die jeweils als Findelkinder ausgegeben wurden. Philippine setzte nach Jahren die Hochzeit vor Kaiser Ferdinand I. durch, wurde jedoch vertraglich verpflichtet, darüber zu schweigen. Die Ehe wurde dennoch immer wieder als glücklich beschrieben.

Philippine füllte ihr Leben auf Schloss Ambras mit der Erziehung ihrer Kinder, von denen die Zwillinge bereits im Kleinkindalter sterben. Ihr ältester Sohn Andreas wird später Kardinal werden, sein jüngerer Bruder Karl Soldat. Desweiteren vertieft sie das Wissen um Kräuterkunde und schreibt sogar ein Heilbuch und ein Kochbuch. Rätsel gibt immer noch ihr Tod im Jahre 1580 auf. Die 53-jährige scheint dahin zu siechen und es konnte bis heute nicht geklärt werden, ob sie sukzessive vergiftet wurde.

Brigitte Riebe stellt aus diesen Fakten eine mitreißende historische Romanbiografie zusammen. Die lässt durch ihre farbigen Schilderungen das Leben bei Hofe im 16. Jahrhundert erneut erwachen. Das Geschehen ist detailgenau recherchiert und benötigt kaum fiktive Figuren für einen Spannungsbogen. Die Tagebucheinträge lassen den Leser ganz nah an Philippine herankommen und vermitteln die jeweilige Stimmung. Jedes Kapitel wird mit einem Heilkraut und dessen Wirkung eingeleitet, sodass man schon bald den weiteren Verlauf der Geschichte erahnen kann. Das etwas mehr als 300-seitige Buch bietet kurzweilige Unterhaltung, ist jedoch fern vom Genre des historischen Krimis. Diese Klassifizierung kann sicher zu Enttäuschungen führen. Wer das Buch allerdings als Porträt einer starken Frau liest, wird auf seine Kosten kommen.