Spannender Frauenroman über die Liebe und das Leben der Philipine Welser

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marionhh Avatar

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Philipine Welser, Bürgerstochter in Augsburg, und Ferdinand von Habsburg, Kaisersohn, verlieben sich. Gegen jede Vernunft und über Standesgrenzen hinweg heiraten sie heimlich und bekommen mehrere Kinder, von denen jedoch nur zwei Söhne das Erwachsenenalter erreichen. Für den Kaiser und vor der Welt jedoch ist Philipine eine Buhlin, und die Kinder sind Bastarde.

Lange leben sie ihre Liebe heimlich, Philipine wird verachtet und verspottet und manch einer trachtet ihr sogar nach dem Leben. Erst auf Schloss Ambras in Österreich findet sie Vertraute und hat ihre Mutter und ihre geliebte Tante um sich, wird als Heilkundige zum „Engel des Volkes“. Ferdinand steht immer zu ihr, doch erst spät segnet auch der Papst die Ehe ab, so dass sie als rechtmäßig gilt und Philipine sogar am Hof empfangen wird.

Doch die Schwangerschaften zehren an ihr, langsam siecht sie dahin und stirbt schließlich mit 53 Jahren auf Schloss Ambras.

Wunderschönes Buch über das Leben der schönen Philipine, die mutig ihrem Herzen folgt und trotz aller Widerstände ihrem Ferdinand treu zur Seite steht. Leicht hat sie es nicht in ihrer Jugend, der Vater ist ein Hallodri, hat die Familie verlassen, das Geld ist knapp, und so muss sie ihren Onkel immer wieder um Geld anbetteln, wird zudem als alte Jungfer verspottet. Aber sie hat auch ihren Stolz, keiner ist ihr wirklich gut genug, bis der Kaisersohn kommt.

Sehr schön wird ihr innerer Kampf dargestellt, einerseits gehört ihr Herz Ferdinand, andererseits will sie ihn daraus verbannen, weil sie weiß, dass er doch keine Bürgerliche ehelichen kann. Dass er sich trotz allem darüber hinwegsetzt, grenzt an ein Wunder und bezeugt seine große Liebe zu ihr. Durch den perspektivischen Wechsel erhält der Leser einen intimen Einblick in ihr Seelenleben, in ihre Gefühle und Gedanken, und man spürt förmlich ihre Ängste und lebt mit ihr mit. Der Verlust ihrer Kinder, die Angst vor Giftmord oder vor dem Verlust Ferdinands – all das nagt an ihr. Philipine, eine hochintelligente, gebildete und in der Kräuterkunde kundige Frau, ist zutiefst emotional und verletzlich und tut alles, um Anerkennung für sich, ihre Liebe und ihre Kinder zu erlangen.

Das Buch ist sehr schön gestaltet: Nicht nur passt das Cover hervorragend zum historischen Inhalt, jedes Kapitel trägt zudem den Namen und die Zeichnung eines Heilkrauts, die meisten davon in hohen Dosen auch giftig. Dieses Motiv kommt dann auf eindrucksvolle Weise im betreffenden Kapitel vor, sei es dass Philipine damit fast vergiftet wird oder damit heilt oder dass es als Symbol für etwas steht. Die Sprache ist treffend und prägnant, nicht zu blumig, dennoch eindringlich. Das Ganze lässt sich gut und flüssig lesen und wird nicht eine Sekunde langatmig oder langweilig. Warum der Roman allerdings als „Historischer Kriminalroman“ tituliert wird, will sich mir nicht ganz erschließen, vielleicht weil unklar ist, ob Philipine letztlich doch vergiftet wurde oder einfach krank war. Die Autorin sagt ja ganz deutlich, dass es keine Biografie ist, dazu ist zuviel erfunden und bleibt doch zuviel offen. Dafür kann sich dann der Leser selbst seine Gedanken machen. Vieles ist jedoch historisch verbürgt und damit ist das ganze Buch sehr authentisch.

Fazit: Brigitte Riebe zeichnet das sehr fesselnde Portrait einer historischen Frauengestalt in einer Zeit zwischen Mittelalter und Neuzeit. Ihr großes Wissen und Wirken um Heilkunde geht leider ein bisschen unter, dafür wird ihre Liebe zu Ferdinand und ihr Streben, diese zu legitimieren, betont. Sie wird als eine sehr emotionale Person dargestellt, die oftmals nervliche Zusammenbrüche erleidet, sich verfolgt und bedroht fühlt. Dennoch fesseln ihre Persönlichkeit und ihr Leben sehr, Schreibstil und Inhalt bieten kurzweilige Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite. Ein rundum gelungener historischer Frauenroman!!