ein Kuss verändert nicht die Welt, aber zwei Leben

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elohym78 Avatar

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Als sich im Dezember 1997 die beiden Jugendlichen Amanda und Victor küssen, scheint ein Ruck durch die Zeit zu gehen. Das erst Mal verliebt empfindet zwar jeder als etwas besonderes, aber bei den beiden scheint es wirklich so zu sein. Doch ihnen war nur dieser eine Kuss vom Schicksal vergönnt. Amanda verlässt Brasilien und zieht nach Kenia. Victor bleibt allein zurück und seit dem gehen ihre Leben getrennte Wege und doch denken beide stets an den anderen.

Victor denkt, dass Amanda bei einem Bombenattentat ums Leben kam.

Amanda denkt, dass sie seelisch zu angeschlagen ist, um Victor gefallen zu können.

Schließlich greift das Schicksal ein weiteres Mal ein...

Das Cover zeigt Amanda bei Nacht. Sie ist nur als dunkler Schatten vor der Kulisse eines Meeres zu sehen. Sie steht erhöht und ich denke, es ist das Ausblick von einem Weingut. Es ist nicht klar zu erkennen, ob sie auf Victor blickt, oder doch eher verträumt ins Tal. Eins ist gewiss, das Bild spricht von Liebe, Zuversicht und vermittelt das Gefühl, dass am Ende alles gut ist. Ich finde es wunderschön zum Inhalt des Buches gewählt, da es irgendwie zu jeder Zustimmung passt.

Mauricio Gomyde hat mich eiskalt erwischt. Um ehrlich zu sein hatte mich das Cover nur mäßig angesprochen und auch der Klapptext entsprach nicht ganz meinem Geschmack, aber dann wurde ich von Gomydes Schreibstil nicht nur gefesselt, sondern er brachte eine Saite in mir zum Klingen. Mit viel Gefühl und auch Spannung schilderte er das Leben von Amanda und Victor, was unterschiedlicher nicht sein könnte. Während die eine von einer Tragödie schwer getroffen wird, macht der andere seinen Weg als Winzer. Und doch hängen beide noch aneinander, vom Schicksal zusammen geschmiedet; denn ihnen war bisher nur ein gemeinsamer Abend, ein gemeinsamer Kuss vergönnt, eh das Schicksal in all seiner Brutalität zuschlug.
Victor denkt, dass Amanda einem Bombenanschlag in ihrer neuen Heimat zum Opfer gefallen ist und sucht sie nicht. Voller Wehmut denkt er stets an seinen Verlust, kündet Amandas Kuss doch eine Veränderung an, die er bis heute nicht versteht. Ist Victor grenzenlos glücklich, springt er in der Zeit zurück; ist er zu Tode betrübt, reist er in die Zukunft. Deshalb versucht er, ein ruhiges und ausgeglichenes Leben ohne nennenswerte Höhen und Tiefen zu führen. Bis er nach fast zwanzig Jahren erfährt, dass Amanda noch lebt! Aber will sie ihn?

Amanda hingegen hat bei dem Bombenanschlag alles verloren: Vater, Mutter, Freundin und den Lebensmut. Sie ist am Ende, rutscht immer tiefer ab, durchlebt Depressionen und den schlimmsten Schmerz, den man sich vorstellen kann. Erst der smarte Politiker Juan, kann sie zurück ins Leben führen. Doch erst einmal auf den Weg gebracht, fragt Amanda sich, ob das wirklich schon alles war. Denn Juan will sie nur als nettes Accessor. Die Beziehung eskaliert, als Amanda ihre Wünsche in den Vordergrund stellt. Denn sie hat nach fast zwanzig Jahren Victor wieder gesehen. Aber will er sie?

Die Geschichte der beiden Liebenden hat mich so sehr berührt, dass mir einfach die Worte fehlen! Mal möchte ich sei packen, sie schütteln und anschreien, dass ei doch endlich den Mut aufbringen sollen, sich ihre Gefühle zu gestehen! Guckt doch einfach hin! Doch irgendwie ist es wie ein Tanz, ein Tango, voller Liebe, Lust, Schmerz und Hoffnung, der die beiden aufeinander zu und doch wieder voneinander wegtreibt. Mauricio Gomyde schildert dies so unfassbar schön und mit herzzerschmetternder Intensität, dass ich das Buch einfach nicht weg legen konnte. Zwei Menschen, die ohne den anderen einfach nicht komplett sind.

Mein Fazit
Tiefe Gefühle! Herzzerreißend schön! Ich liebe dieses Buch!