Highlight!

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diebuchbloggende Avatar

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...und wer sich noch nie für einen Typen verbogen hat, der hebe die Hand.

uff, war das gut.
uff, hat das weh getan beim lesen.
Es geht um Jella, und um Yannick, und um die Frage, wann eine Beziehung kippt. Abrutscht. Denn oft lässt sich das nicht so klar definieren.
{cn: G€walt, toxische Beziehungsmuster}

Yannick hat Jella gewürgt. Und Jella hat sich gewehrt, und Yannick eins übergezogen. Sie stellt Strafanzeige bei der Polizei, schildert den Tathergang - und der Polizist sagt, er muss dann auch eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen sie stellen. Und wir als Leser*innen sitzen still auf einem Stuhl hinter den beiden und fragen uns, was hier wohl richtig ist, wo die Moral bleibt, wie man sich überhaupt noch wehren darf.

Jella versucht alles, um sich zu erklären, wie es soweit kommen konnte. Sie geht in Gedanken zurück zu den ersten "Beziehungs-"Erfahrungen, die sie gemacht hat; oder besser: die mit ihr gemacht wurden. Spricht von Miniröcken, kalten Nieren im Winter unter der bauchfreien Jacke und dem perfekten Makeup. Es ging immer nur ums Gefallen, um die Spiegelung des eigenen Selbst im männlichen Blick. Denn ohne Spiegelung fühlt(e) Jella sich unsichtbar. Es ist die Geschichte eines pick me-Girls, aber ohne passmannsches Augenzwinkern, dafür mit arg viel relateablen Situationen, die manche Leserin wahrscheinlich zurücklässt mit dem unguten Gefühl im Bauch "f*ck, das hätte auch ich sein können." Vergangenheitsbewältigung in Buchform; die literarische Herführung, warum consent so SCHEISSE WICHTIG ist.
Ein Wahnsinnsdebüt, danke fürs Sicht- und Fühlbar machen, fürs Nacherleben lassen, Ruth-Maria Thomas!

{und: 1000 Punkte fürs Cover. Lieb ich.}