Let´s stay together - oder besser nicht.

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dany_87 Avatar

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Die Autorin Ruth-Maria Thomas erzählt in ihrem Debüt-Roman „Die schönste Version“ die Geschichte einer stürmischen ersten großen Liebe, die sich nach und nach in etwas toxisches, ja sogar lebensgefährliches, wandelt. Auf 272 Seiten begleiten wir Jella, die in den 2000ern in der Lausitz aufwuchs, zwischen Gangsterrap, Kiesgruben und Plattenbausiedlungen. Ihre Mutter hat die Familie verlassen, Jella ist bei ihrem Vater geblieben. Als Jella Yannick kennenlernt, ist sie sich sicher ihren Traummann gefunden zu haben. Schnell ziehen die beiden zusammen und führen eine leidenschaftliche Beziehung. Alles scheint perfekt, bis zu dem Tag, an dem Yannick seine Hände um Jellas Hals legt und „du Hure,..., ich bring dich um!“ sagt.

In dem Roman, der im Rowohlt-Verlag erschienen ist, begleiten wir Jella auf dem Weg zur Polizei, wo sie in einem demütigen Gespräch Anzeige gegen Yannick erhebt und in den nachfolgenden 11 Tagen, an denen sie überwiegend in ihrem alten Kinderzimmer bei ihrem Vater ist und sich fragt, wie es so weit hatte kommen können. Wir erfahren, wie Jella aufwuchs, wir lernen ihre Freundinnen kennen und zurückliegende Beziehungen bzw. Begegnungen mit Männern.
Nach und nach erfahren wir auch immer mehr über die Beziehung zu Yannick, die leidenschaftlich, intensiv war. Mit vielen Glücksmomenten, aber auch immer mehr Tiefpunkten. Gewalt, Eifersucht und Demütigungen wechselten sich mit leidenschaftlichen Liebesbekundungen und Aufopferung für den anderen ab. Dabei ist Jella auch mit ihrer eigenen Rolle in dieser Beziehung sehr ehrlich. Eine Beziehung, die nicht die schönste Version der beiden zum Vorschein gebracht hat und in einem Kontrollverlust endete.

Der Debüt-Roman ist eine absolute Wucht und schon jetzt ein Jahreshighlight für mich.
Toller Schreibstil, sehr gutes Erzähltempo, starke Charaktere. Die Gedanken, die die Protagonistin mit uns teilt, sind sehr schonungslos und offen. Auch die wechselnden zeitlichen Erzählstränge haben mir sehr gut gefallen. Ich mochte es, wie man so Stück für Stück mehr über Jella, aber auch über die Beziehung erfahren hat. Der Autorin ist es sehr gut gelungen das Aufwachsen als junge Frau in den 2000ern zu beschreiben, eine Zeit, in der es noch keine #metoo-Debatten gab und frauenverachtende Rap-Lyrics an der Tagesordnung waren. Auch die im Buch vorkommenden Frauenfreundschaften haben mich berührt und waren so authentisch, ehrlich geschildert.
Große Leseempfehlung!