Vom Aufwachsen im Patriarchat

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clrnok Avatar

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Wow… was für ein Buch. Ich und, da bin ich mir sehr sicher, ein Großteil der Frauen, die dieses Buch lesen werden, fühlen sich sehr gesehen mit diesem Buch. Es beschreibt Verhaltensweisen und Gefühle, die vermutlich viele Frauen, vor allem ab dem Teenageralter bis hin in die 20er Jahre, schon erlebt haben. Dieser bewusst unbewusste Druck, schön zu sein, ansehnlich zu sein für Männer. Um von diesen gesehen zu werden und der damit einhergehende und meist unausgesprochene Konkurrenzkampf, in dem man sich als Frau mit anderen Frauen befindet, unabhängig davon, ob man mit diesen befreundet ist oder nicht.

Es fällt leicht, die Protagonistin zu verurteilen. Warum ist sie überhaupt diese Beziehung eingegangen, gab es doch so viele Warnzeichen im Voraus, dass Yannick problematisches Verhalten an den Tag legt, welches wir jedoch nicht eingeordnet bekommen (da die Protagonistin dieses zu Beginn selbst nicht als problematisches Verhalten ansieht und einordnen kann. Er ist ein Mann, daher ist dieses Verhalten „normal“ ). Auch sie selbst ist kein „Unschuldsengel“ und wie immer, bei einer guten Geschichte, gibt es hier niemanden, der ganz klar dem „guten“ oder dem „schlechten“ Lager zugeordnet werden kann. Im Laufe des Romans drängt sich einem als Leser/in früher oder später unweigerlich der Satz „Na, da ist sie selbst schuld, wenn sie sich so präsentiert/verhält…“ auf, unabhängig davon, ob wir selbst dieser Meinung sind, sondern weil es, wie so vieles, was in dieser Geschichte beschrieben ist, sich um internalisierte gesellschaftliche Erwartungen sowie Ängste handelt, die sich nur schwer ablegen lassen.

Es geht um die selbstverständliche Care-Arbeit, die wir Frauen in uns selbst investieren, um Männern zu gefallen und den damit verbundenen Druck. Das Buch tut weh, weil es eine (und zumindest bis zu einem Gewissen Grad meine) Realität beschreibt. Es tut weh, weil es ein Eingeständnis dieser gesellschaftlich geprägten Verhaltensweisen ist, für dich man sich vor allem rückblickend schämt und uns das Buch dennoch keine richtige Lösung anbietet.

Achja: Der Umschlag des Buches ist wirklich wunderschön!