Etwas ganz anderes

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cracklinrosie Avatar

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Diese Leseprobe war so ganz anders, als alle anderen, die ich bisher gelesen habe. Von einer Handlung kann man eigentlich nicht so recht sprechen und Aktivisten gibt es in dem Sinne auch nicht - vom dauernd zitierten Kopten einmal abgesehen. Das Buch ist eine Ansammlung philosophischer Betrachtungen zu unterschiedlichen Themen des Miteinanders im täglichen Leben. Es hätte zu jeder x-beliebigen Epoche und an jedem Ort spielen können, gewinnt aber unweigerlich an Eindruck, sobald der Autor es in den Orient versetzt und noch dazu in die Zeit der Kreuzzüge. Vermutet doch gerade der westliche Mensch dort die weisesten aller Weisen.

Generell ist gegen ein solches Buch nichts einzuwenden, jedoch finde ich es etwas irreführend, es als Roman zu bezeichnen. Es erinnert mich etwas an Khalil Gibrans Prophet und ich werde den Eindruck nicht los, dass Coelho hauptsächlich ein Buch schreiben wollte, das ebenfalls Kultstatus erlangen wird wegen seiner weisen An- und Einsichten. 

Seine Sprache ist wirklich ausgesprochen schön und eindringlich. Ich konnte mich kaum ihrem Eindruck entziehen. Definitiv ist es ein bewegendes Buch, vor allem, wenn jemand in seelischen Nöten steckt und einige tröstende Seiten sucht, die einen aufbauen indem sie Kraft geben. Recht angenehm fiel mir auf, dass auf starke religiöse Orientierung verzichtet wurde - obwohl sie zweifellos vorhanden ist. Vielmehr fand ich immer wieder den Bezug zur Natur, was mir persönlich sehr entgegen kommt.

Ich bin hin- und hergerissen von diesem Buch. Es liest sich sehr schön, wäre aber zweifelsohne für mich eine echte Herausforderung, da im Grunde nichts passiert. Ich befürchte, dass es mich auf Dauer langweilen würde und mir diese perfekten Weitsichten sehr bald als weltverbesserlich und auch weltfremd auf die Nerven gehen werden. Aber der Klang der Worte ist wirklich zu schön.