Wieder ein Alchimist?

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wolfgangb Avatar

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Bekannt für seine Sinnsucher-Parabeln meldet sich Paolo Coelho mit einem weiteren Werk zu Wort und will neben Khalil Gibran und Antoine de Saint-Exupéry eingeordnet werden. Nach den stark verwässerten "Elf Minuten" und "Der Zahir" erinnert "Die Schriften von Accra" in seiner Dichte und seinem Konzentrat an Lebenserfahrung wieder an "Der Alchemist" und "Veronika beschließt zu sterben."

Coelho führt darin weg in einem auf Konkurrenzkampf basierendem Bild der Natur. Indem er den Blick vom menschlichen Reflex des Bewertens entlastet, läßt er das Leben als weder gut noch böse, sondern als etwas erscheinen, das jenseits aller Kategorisierungen einfach stattfindet. Und wem es gelingt, dieses schubladisierende Denken zu überwinden, der wird als Preis die wahre Freiheit des Herzens erlangen.
Coelho ermutigt außerdem, das große Potential zu erkennen, das in dieser Freiheit liegt. Denn, wer seine Kraft nicht von der Traurigkeit aufzehren läßt, dem bleibt sie, um neue Pläne zu schmieden, zu reflektieren und gestärkt wieder aufzustehen.

"Besiegt ist nur, wer aufgibt. Alle anderen sind siegreich."

Gedanken wie diese wollen wie lange gelagerter Wein nicht gegen den Durst getrunken, sondern schluckweise aufgenommen und in ihren Geschmacksnuancen erfahren werden. Gedanken wie diese sind es, mit denen Coelho einer notorisch von Überlastung gezeichneten Gesellschaft Ruhe und Labung verspricht.