Titel und Cover sind schön

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suse9 Avatar

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leider bin ich aber vom Buch sehr enttäuscht.

Es begann vielversprechend mit Younes Kindheit auf dem Lande. Der unnahbare konservative Vater arbeitete fleißig auf dem Feld. Doch noch bevor er den Lohn seines Fleißes ernten konnte, vernichtete ein Feuer alles, damit die Lebensgrundlage und Hoffnung der Familie, die nun gezwungen war, in der Stadt ihr Glück zu versuchen. Nachdem die Familie weitere Schicksalsschläge zu verkraften hatte, wuchs Younes bei seinem Onkel im europäischen Viertel auf und wird zu Jonas.

Der Autor wählt für seinen Roman eine sehr bildliche Sprache, die dem Leid, welches über die Familie hereinbricht, gerecht wird. Die Handlung spielt in den 30er Jahren in Algerien, und so hoffte ich, das dortige Leben und die Menschen näher kennenzulernen. In der Vorankündigung zu diesem Buch wurde die Zerrissenheit Jonas zwischen zwei Kulturen  sowie der Kampf um seine große Liebe Emilie erwähnt. Nichts von all dem konnte ich lesen. Historische Ereignisse spielten sich nur am Rande ab, der Kampf um Emilie entpuppte sich als Schweigen in entscheidenden Situationen, und gearbeitet wurde scheinbar nur, wenn es sich anbot. Die Protagonisten genossen das Leben in der Sonne ohne Entbehrungen.

Die bildliche Sprache des Autors wurde zunehmend blumiger, hatte Längen und langweilte. Er erging sich in philosophischen Ausführungen, ohne auf den Punkt zu kommen. Auch Erklärungen zum arabischen Alltag und politischen/geschichtlichen Ereignissen fehlten mir. Für Jonas konnte ich keine Sympathie empfinden. Alles fiel ihm in den Schoss, jedoch erging er sich in Selbstmitleid, war launisch und wankelmütig. Seine Familie begann er erst zu vermissen, als Schwierigkeiten auftraten. Er wunderte sich über Emilies ach so ungerechtes Verhalten, konnte aber nicht erkennen, dass er es selbst verschuldet hatte. Bis zum Schluss blieb mir auch verborgen, warum er sie eigentlich abgewiesen hat. Die Veränderungen seiner Freunde schob er Vorurteilen seiner Abstammung gegenüber zu, welche jedoch in keinster Weise von irgendjemanden geäußert wurden. Ich kann einfach kein Unrecht erkennen. Lediglich eine Situation arbeitete der Autor heraus, die die Konflikte in Algerien andeutete. Am Schluss des Buches wurden außerdem die Ereignisse des Unabhängigkeitskampfes kurz geschildert. Das alles ist mir zu wenig. 

"Die Schuld des Tages an die Nacht" ist weder ein gesellschaftskritischer noch ein Liebesroman. Was er ist, kann ich nicht benennen. Mir hat das Buch nicht gefallen und die 414 Seiten wollten so gar nicht enden. Lediglich für den Anfang und das Ende vergebe ich 1 Stern.