Wer ist schuldig?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mammutkeks Avatar

Von

Nach langer Zeit hab ich mal wieder in ein Buch von Petra Hammesfahr reingelesen. War sie mir doch einfach zu durchschaubar, zu langweilig geworden. Doch mit "Die Schuldlosen" nimmt sie zwar kein neues Thema auf, handeln doch viele der aktuellen Bücher (hier seien nur "Meerjungfrau" von Camilla Läckberg, "Schuld währt ewig" von Inge Löhnig und "Töchter des Schweigens" von Elia Barcelo aus den letzten Vorablesen-Monaten genannt) von der Schuld - und der Frage, ob sie überhaupt vergehen kann.

Und auch das Thema Mord an Kindern oder Kinderschändung zieht immer - womit sich Hammesfahr auch nicht von anderen AutorInnen abhebt. Allerdings ist ihr ein wirklich gut zu lesender Stil eigen, der nicht zu viel Aufhebens von Nichtigkeiten macht, der Spannung nicht durch die Wiederholung des immer gleichen Mittels erstellt, der einfach Spaß macht.

Der Prolog, auf dem Friedhof des kleinen Ortes Grevingen-Garsdorf im Jahre 1982 spielend, vermittelt eine düstere Vorsehung auf den Roman - das kleine Mädchen mit ihrer Mutter in der Kälte des frühen Morgens, die Frau, die das Paar beobachtet und das drohende Unheil kommen sieht.

Dann die eigentliche Geschichte, im Herbst 2010, als Alex aus der Haft entlassen wird, nach einer ausführlichen Shoppingtour in sein Heimatdorf zurückkehrt und das von der Mutter geerbte Haus bezieht. Aus der Perspektive dieses Schuldigen oder doch Schuldlosen geschildert, entwickelt sich eine Geschichte, die insbesondere von Einsamkeit geprägt ist. Denn in der Zeit der Haft ist nicht nur die Mutter verstorben, sondern auch der Vater - und der Bruder hat sich schon lange von Alex abgewandt.

Doch wie es weitergehen wird, ist noch nicht völlig klar. Denkbar sind viele Verläufe - von einer durch Rückblenden geprägten Aufrollung des Falles bis hin zu einem neuen Fall, der dem Vorbestraften angelastet wird. Ich bin gespannt - und würde gerne positiv überrascht werden.