Gelungenes Porträt der "Schule am Meer"

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
geli73 Avatar

Von

Eigentlich wäre ich im März bei einer Lesung zu diesem Buch mit Sandra Lüpkes gewesen, die leider der Pandemie zum Opfer fiel, ein neuer Termin steht leider auch noch nicht fest. So hab ich das Buch erst vor mich hergeschoben, im Mai angefangen zu lesen, gleich wieder weggelegt, da es meinem Mai-Monatshighlight gefährlich werden konnte und nun schließlich im Juni gelesen.


Ich kenne Sandra Lüpkes bisher von ihren Krimis und auch von einem historischen Roman, "Die Inselvogtin", der im 18. Jahrhundert auf Juist spielt.


"Die Schule am Meer" hat mich neugierig gemacht. Reformpädagogik war mir von Loki Schmidt ein Begriff, die in einer ähnlichen Zeit die Lichtwarkschule in Hamburg besuchte, daher hatte ich ein gewisses Bild davon vor Augen.


Einen großen Teil des Romans deckt natürlich der Schulbetrieb ab, der sich mit der Natur, Musik, Kunst, aber auch dem Miteinander beschäftigt, ist die Schule am Meer doch ein Internat. Die Lehrerschaft war bunt gemischt, viele Paare darunter, die mit ihren Kindern nach Juist "ausgewandert" sind, nachdem sich Leiter und Lehrer ihrer bisherigen Schule sich in einem bestimmten Vorfall nicht so verhalten haben wie man es erwarten könnte.


Doch auch so mancher Schüler ist mitgewandert, es gibt aber auch Neulinge und sogar ein Inselkind, was daran liegt, dass die Tante die Haushälterin ist, so dass Maartje kostenlos am Unterricht teilnehmen darf. Es ist eine bunte Mischung aus Jungen und Mädchen, die sich in Gruppen zusammentun und damit Schulgemeinschaften wie die "Wildgänse" bilden.


Darüber hinaus erfahren wir einiges über das Leben auf der Insel, das Verhältnis zu den Insulanern und auch die Bedrohung durch die Nationalsozialisten, obwohl der Roman 1925 beginnt und 1934 endet, abgesehen vom Vor- und Nachwort.


Mir hat die Erzählweise sehr gefallen, es ist eine ruhige Erzählweise ohne Effekthascherei, die jedoch viel über die Menschen, die idealistisch ihre Idee verfolgten, verrät. Auch da ist nicht alles perfekt, Geld ist manchmal wichtiger als anderes, doch für mich war das Buch sehr angenehm, informativ und unterhaltsam zu lesen. Das besondere ist, dass die Tochter von Anni und Paul Reiner Informationen geliefert hat, die die Autorin ins Buch einarbeiten konnte und so ein rundes, gelungenes, realitätstreues Bild der Familie, der Schule und der Zeit geliefert hat.