Anekdotenaneinanderreihung

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signalhill Avatar

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Noch bevor Eva Stachniaks „Die Schwester des Tänzers“ auf dem Markt war, habe ich schon im Internet die spannende Geschichte der Geschwister Nijinsky verschlungen. Ich habe nun das Hörbuch aus dem HörbuchHamburg Verlag, gelesen von Gabriele Blum in 8 CDs und ca. 10 Stunden Länge gehört. Ich werde hier also die gekürzte Lesung als Hörbuch bewerten.

Zum Inhalt: Die drei Geschwister Nijinsky stammen aus einer Tänzerfamilie. Während der älsteste Bruder immer mehr degeneriert, machen die Geschwister Bronja und Waslaw schon als Kinder und offenbar mit Leichtigkeit Karriere als Tänzer. Das Mädchen Bronja hat scheinbar viel in Tagebüchern festgehalten, und die Autorin hat diese Informationen und alles, was sie über die Nijinskys herausfinden konnte, in diesem Roman, der halb fiktiv, halb biographisch ist, verarbeitet. So ist der Roman aus der Sicht Bronjas verfasst.

Zum Inhalt: Es scheint der Autorin wichtig gewesen zu sein, nahe an der Realität zu bleiben. Da es sich hier um einen Roman handelt, hätte sie das aber gar nicht unbedingt gemusst. Der Roman hört sich an, als ob die Autorin alle vorhandenen Geschichten, oft Anekdoten aus dem Leben der Tänzer aneinandergereiht hat. So ist ein Roman entstanden, der einfach nicht mitreißen kann. Die Kontinuität geht auf Kosten der Anekdoten verloren, aber, was noch schwerer wiegt: Der Roman gewinnt nie an Tiefe, bleibt auf einer nicht emotionalen Ebene.

Die Sprecherin Gabriele Blum liest relativ neutral, aber das scheint dem Roman sehr angemessen. Es gibt ja kaum Höhen und Tiefen, so dass auch die Sprecherin hier nicht viel Herzblut hineinlegen konnte.

Fazit: Die Geschichte der Nijinskys ist auf jeden Fall einen Roman wert, aber ein bisschen mehr Fiktion und weniger Anekdoten, die hier akribisch aneinander gereiht scheinen, hätte dem Roman gut getan. Die Figuren bräuchten mehr Leben, auch, wenn dies dann von der Realität weiter abweicht.

Von den acht CDs konnte ich immer nur eine hören, dann habe ich das Hörbuch erst mal wieder weggelegt. Zu keiner Zeit musste ich unbedingt weiter hören. Die meisten Sterne bekommt von mir daher der Romanstoff selbst, die Umsetzung ist leider nicht sehr mitreisend. Ich kann daher nur drei bis 3,5 Sterne vergeben. Schade!