Das Herz gehört dem Tanzen

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sikal Avatar

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Der Roman erzählt über das Leben der beiden polnisch-stämmigen Geschwister Bronislawa und Waslaw Nijinsky, deren Herz bereits von Kindesbeinen an dem Ballett gehörte. Durch den Einfluss und Ehrgeiz der Eltern wurde bereits früh mit der Tortur des harten Trainings begonnen, immer das große Ziel – die Kaiserliche Ballettakademie – vor Augen. Während Waslaw beinahe mit einer Leichtigkeit seine Ausbildung und Karriere vollbringt, muss seine Schwester Bronia für ihr Ziel hart arbeiten. Sie kämpft sich aus dem Hintergrund hervor, arbeitet sich aus der Masse heraus und kann letztendlich doch auch ohne ihren talentierten und vergötterten Bruder bestehen. Hier kommt immer wieder das damalige Bild der Frau hervor, die sich aus Heim und Herd abnabeln muss, um im gesellschaftlichen Leben zu bestehen. Kaum zu vergleichen mit unserem heutigen Standard, in dem eine berufstätige Frau keine Besonderheit darstellt, sondern zum Glück zur Normalität gehört.
Die Autorin Eva Stachniak kennt als gebürtige Polin die Probleme der ausgewanderten Polen sicher zur Genüge. Sie verbindet biografische Abschnitte der beiden Ballett-Geschwister mit historischen Ereignissen, stellt Ruhm und Glanz, Not und Elend gegenüber. Schafft mit einer gut recherchierten Hintergrundgeschichte eine solide Grundlage für diese Biografie.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, manches Mal plätschert es zu sehr dahin. Etliche Sequenzen sind zu ausgeprägt und wirken dadurch etwas langatmig.
Die Charaktere sind mir durchwegs unsympathisch, außer der Mutter Nijinski, die voll hinter ihren Kindern steht und eine ausdrucksstarke Persönlichkeit ist. Waslaw ist mir zu egozentrisch, überheblich und berechnend, auch an seiner Frau kann ich keine positive Eigenschaft finden. Bronia – so finde ich – entwickelt sich im Laufe des Buches von einem netten, etwas naiven Mädchen zu einer kämpfenden Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Richtig warm wurde ich mit ihr auch nicht.
Trotzdem bin ich gerne in die Welt des Balletts eingetaucht, spürte mit der Protagonistin das Lampenfieber, die Konzentration und den Applaus. Aber auch Angst, Verlust und Enttäuschung – ein Wechselspiel der Gefühle.