Die Geschichte von "La Nijinska"

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mangobelle Avatar

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Die Geschichte von "Die Schwester des Tänzers" basiert hauptsächlich auf den Aufzeichnungen von Bronislava Nijinska. Ihr Bruder, der im Titel des Buches erwähnt ist, war Waslaw Nijinsky.

Bevor ich von diesem Buch das erste Mal hörte, kannte ich keinen von beiden. Würde ich mich nur halbwegs mit Ballett oder zumindest Tanz auskennen, hätte ich sicher bereits von ihnen gehört, den zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg war Waslaw Nijinsky wohl eine tänzerische Sensation und Offenbarung, der mit den größten Ballerinen (und Diven) seiner Zeit wie etwa Anna Pawlowa (von ihrem sterbenden Schwan hatte ich zumindest schon einmal gehört) gemeinsam auf der Bühne stand.

Was mich - als Bewegungslegastheniker - an diesem Buch reizte, war die Zeit und der Ort der Handlung. Die Nijinsky-Geschwister (derer eigentlich 3), waren zwar Kinder von polnischen Tänzern, wuchsen jedoch in Russland auf und wurden am Marinskii-Theater in St. Petersburg ausgebildet. Dieses unterstand direkt dem Zaren. Schüler dieser Elite-Tanzschule waren seine persönlichen Schützlinge. Wer auch nur halbwegs Ahnung von Geschichte hat, weiß, dass da um 1900 "interessante Zeiten" bevorstanden.

Und ich wollte das Buch auch mögen. Wirklich. Seite für Seite hoffte ich, dass es jetzt endlich spannend wird. Aber Seite für Seite lernte ich mehr, was eigentlich schon Jeder ahnt. Das Leben einer Primaballerina ist langweilig. Und so war es für mich, trotz einer überzeugenden und lebhaften Sprache, sterbenslangweilig mich durch ungezählte Tanzstunden, Proben, Choreografien und Intrigen zu lesen.
Ich fand es schwierig bei den ganzen Namen, den Überblick zu behalten. Manchmal wusste ich auch gerade gar nicht, an welchem Ort die Beiden nun eigentlich gerade tanzen.

Vieles verliert sich seitenlang in Andeutungen. Für mich lange Zeit die interessanteste Figur war die des ältesten Bruders Stanislaw (genannt Stassik). Dieser hatte ein ähnliches Schicksal wie später sein jüngerer, genialer Bruder: er wurde geisteskrank. Was genau er hatte, erfährt der Leser leider nicht. Über knapp 300 Seiten taucht er immer mal wieder auf, wenn gerade mal wieder Besuche anstehen und dann stirbt er "einfach".

Das Buch wird eigentlich erst in seinem letzten Drittel spannend. Denn dann konnte auch die Ballett-bessesene Nijinska schließlich nicht mehr den politischen Entwicklungen in Russland aus den Weg gehen. Leider ist man zu dieser Zeit schon so froh darüber, dass das Ende der Lektüre in Sicht ist, dass das keine großen Pluspunkte für den Gesamteindruck mehr bringt.

Fazit: Mit Sicherheit war Bronislawa Nijinska eine große und sehr interessante Persönlichkeit. Der Roman verliert sich aber zu sehr in den Details des Tanzes, anstatt auf das wirklich spannende Drum-Herum einzugehen. Was ich sehr schade finde.

Trivia: Interessant war es allerdings, die im Roman beschriebenen Ballette bei youtube zu suchen.