Ein Leben für das Ballett

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miss marple 64 Avatar

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„Harte Winter machen Bäume nur noch stärker. Die Ringe im Holz, die sich in schlechten Zeiten bilden, wenn der Baum ums Überleben kämpfen muss, sind fester als diejenigen, die unter günstigen Umweltbedingungen wachsen. Die Auserwählte, hat mein Bruder einmal gesagt, ist eine Kriegernatur, kein sterbender Schwan. Sie tanzt, damit neues Leben möglich ist.“(S.567)
Das Leben der Tänzerin Bronislawa Nijinsky steht im Mittelpunkt des Romans. In einem Rückblick erzählt die Ich-Erzählerin- die Tänzerin selbst- in ihrem Tagebuch auf ihrer Schiffsreise von London nach New York kurz nach Kriegsausbruch 1939 über die zurückliegenden Jahre. Den Leser erwartet eine detaillierte Schilderung ihrer Kindheit und Jugend als Tochter in einer Künstlerfamilie. Beide Eltern sind bzw. waren Tänzer. Ihre eigene harte Ausbildung zur Tänzerin in Petersburg steht immer im Schatten ihres hochtalentierten Bruders Waslaw, der auch als ihr Lehrmeister alles von ihr verlangt. Nach ihrer Ausbildung steht sie vor der Entscheidung, dem klassischen Ballett zu folgen oder gemeinsam mit ihrem Bruder eine neue Zeit für das europäische Ballett zu eröffnen.
Ihr Lebens-und Berufsweg auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ist von vielen Schicksalsschlägen gekennzeichnet, von Aufs und Abs, die aber wie das Zitat oben bereits zeigt, eine äußerst starke Frau aus ihr macht.
Das Buch sei einem ballettbegeisterten Leser empfohlen, denn hier sieht die Autorin den Schwerpunkt ihres Buches. Geschichtliche Ereignisse der ersten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts werden angedeutet, jedoch wenig in die Handlung eingebunden. Hier liegt in meinen Augen etwas die Schwäche des Buches. Diese mehr einzubinden und weniger Ballettszenen zu bieten, wäre eine Chance gewesen, die Figuren noch tiefer zu charakterisieren und ihre Authentizität zu erhöhen.