Göttlicher Nijinsky

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sago Avatar

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Schon in meiner Kindheit haben mich Berichte über den Tänzer Nijinsky fasziniert. Hier nähert sich die Autorin ihm über die Figur seiner Schwester Bronia, ebenfalls begnadet im Ballett, doch lange in seinem Schatten stehend. Aber im Gegensatz zu Waslaw Nijinsky und einem weiteren Bruder bewahrt sich Bronia ihre geistige Gesundheit und kann so zur Ich-Erzählerin dieses Romans werden.
Manchmal langweilen mich Romane, die schon in der Kindheit der Protagonisten beginnen. Hier aber hilft es, den Werdegang der genialen Tänzer zu verstehen, die sich nach und nach von den Fesseln frei machen, denen das Ballett im zaristischen Russland unterlag, und zur Avantgarde werden. Der Leser begleitet sie durch zwei Kriege und viele Schicksalsschläge. Obwohl ich kein fanatischer Ballettfan bin, hat mich das Buch keine Minute losgelassen und ich habe mich stets aufs Weiterlesen gefreut. Zum Schluss des Buches fliegt die Zeit zwar geradezu dahin, aber es hätte sicherlich den Rahmen gesprengt, jede Einzelheit aus Bronias Leben im Detail zu erzählen. Den Sprachstil habe ich als virtuos empfunden. Es war mein erstes Buch der Autorin, aber die Vorgänger werde ich mit Sicherheit auch lesen. Das Cover finde ich wunderschön und winterlich, es wirkt romantisch, ohne dabei ins Kitschige abzugleiten. Schade, dass das Buch nicht als gebundene Ausgabe erschienen ist; das hätte der Roman verdient.