Große, starke und einzigartige Bronia!

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rauschleserin54 Avatar

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Ein Cover wie ein Wintermärchen, wunderschön mit der Protagonistin im Vordergrund auf dem Weg zum Ballett, wie ich vermute:

In der Familie Nijinsky dreht sich alles nur um eines: ums Ballett. Als Bronislawa und Waslaw um 1900 in St. Petersburg aufwachsen, ist ihr Weg als Tänzer vorgezeichnet – und schon bald zeigt sich, dass besonders Waslaw alle überflügelt. Den Geschwistern steht eine ganze Welt offen – Paris, London, New York-, eine Welt harten Trainings und geschundener Füße, aber auch des Glamours und des Ruhms....

Die Autorin erzählt mit der Stimme Bronias aus dem Rückblick an Deck eines Überseeschiffs 1939, einem Aufbruch in eine noch ungewisse Zukunft.

In jedem Kapitel gibt es einen Blick auf diese Reise und dann geht es wieder zurück in die Vergangenheit:

Schon in der Kindheit um 1900 zeichnet sich das außerordentliche tänzerische Talent Waslaws und auch seiner Schwester ab und von der Familie gefördert gehen sie einen ganz besonderen Weg und trotzdem ist für Bronia als Mädchen und später als Frau alles anders:

„Woher kommt dieser lebenslange Drang zu schreiben? Kindlicher Kummer. Tagebuch einer jungen Ballerina. Unnütze Aufregungen. Über Waslaw. Über Fjodor. Über Lewuschka. Ein Notizbuch nach dem anderen fülle ich.....Hat es damit zu tun, dass ich so lange im Schatten von Riesengestalten gelebt habe? Dass ich immer darauf vorbereitet sein wollte, meine Sache zu verfechten, für das einzutreten, was mir wichtig war?“

Ich schließe als Leserin Bronia sofort in mein Herz und empfinde eine ungeheure Ungerechtigkeit, da Waslaw als Junge ganz anders behandelt wird. Und immer wieder wird sie ausgebremst, aber sie wird ihren Weg einschlagen, unbeirrbar und voller Stärke. In einer besonders einfühlsamen Sprache gelingt es der Autorin dem Leser die Welt des Tanzes ganz nahe zu bringen, die Stimmungen zu empfinden und mitzuleiden und mitzujubeln wenn es gelingt, den Gefühlen auf der Bühne Ausdruck zu verleihen. Was für eine Welt der schönen Künste, in die wir eintauchen können und wie schrecklich ist dort manchmal der Kampf um Verständnis und Überleben. Welche ungeheure Motivation und Kraft steckt in jedem einzenen Tänzer, sie gehen schlichtweg über ihre Grenzen hinaus und das jeden Tag wieder neu.

Mich berührt und erstaunt zudem die Ausdrucksfähigkeit und Kreativität Bronias auch in Krisenzeiten und das Übertreten von herkömmlichen Konventionen trotz vieler Steine, die immer wieder im Wege liegen.

In diesem wunderbaren Buch geht es um Liebe, Wertschätzung, Verletzungen, Eitelkeiten, Kraft, Krieg, absolute Ergebenheit und Verlorenheit und um Treue. Ein großartiger Roman, den uns Eva Stachniak da ans Herz legt, ein wunderbares Geschenk zu Weihnachten und 4 Lesesterne von mir!