Ermittlungen im historischen London

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kadenza Avatar

Von

London Anfang 1920: Eine ältliche Krankenschwester wird in einem Zug ermordet, der Fall wird schnell zu den Akten gelegt, ein junger Polizist ermittelt jedoch auf eigene Faust weiter. Zeitgleich gelingt es der 19-jährigen Louisa eine Stelle als Kindermädchen bei der adligen Familie Mitford zu bekommen. Die älteste Tochter des Hauses, Nancy, liebt Kriminalgeschichten und ist fasziniert vom Kriminalfall – vor allem als sich herausstellt, dass das Mordopfer eine Verbindung zum Hause Mitford hatte…

Dieser Roman ist eine Mischung aus Fiktion und historischen Tatsachen, die Familie Mitford gab es wirklich, ebenso den Mordfall im Januar 1920, der jedoch, anders als im Buch, nie aufgeklärt wurde. Die Geschichte beginnt schleppend, erst nach ca. 150 Seiten nimmt die Handlung an Spannung auf. Weiters ist der Text zu Beginn oftmals irritierend, da es sowohl Nancy als auch Nanny gibt – ich zumindest bin anfangs oft darüber gestolpert.

Der beschriebene Mordfall und die Ermittlungen sind teilweise spannend, teilweise konnte man gewisse Entwicklungen bereits erahnen. Negativ möchte ich anmerken, dass manche Textsprünge nicht logisch sind bzw. nicht authentisch wirken (so beispielsweise Louisas Bemerkung, sie hätte viele Überstunden, die sie abbauen könne; man korrigiere mich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu dieser Zeit für weibliches Hauspersonal so etwas wie Arbeitszeitaufzeichnungen gegeben hat.) Mehrfach werden logische Vermutungen aufgestellt und dann 200 Seiten lang nicht mehr erwähnt. Insgesamt ist das Buch ein netter Zeitvergleich, wer allerdings auf Zwanzigerjahre-Flair oder einen Krimi a la Agatha Christie hofft, wird enttäuscht sein. Vielleicht liegt es daran, dass Filme über diese Zeit immer so schillernd sind – beim Text entstehen jedenfalls keine derartigen Bilder, der Roman könnte genauso nach dem zweiten Weltkrieg spielen.