Sehr spannend

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lapetite Avatar

Von

London, 1920. Der 18jährigen Louisa Cannon gelingt es vor ihrem Onkel zu fliehen, der sie als Gegenleistung für seine eigenen Schulden an einen Geldverleiher verkaufen will. Sie beschließt, sich als Kindermädchen bei der adeligen Familie Redesdale zu bewerben, denn ihre Freundin Jennie Roper hatte ihr dazu geraten – sie selbst war dort vor ihrer Heirat Kindermädchen gewesen.

Das Buch fesselt durch seine zwielichtigen und undurchsichtigen Charaktere. Allen voran der Kriegsheimkehrer Roland Lucknor. Selbst die Bahnpolizisten Guy Sullivan und sein Kollege Harry neigen dazu Dinge zu verbergen, denn sie dürfen Ermittlungen nur mit Erlaubnis der Vorgesetzten durchführen. Schließlich wollten schon damals die Vorgesetzten für die Erfolge ihrer Untergebenen befördert werden. Auch Louisa führt ein Doppelleben, denn sie würde sofort ihren Job verlieren, wenn die Herrschaft, bei der sie arbeitet, erfahren würde, in welchen Schwierigkeiten sie steckt. Mitunter scheint es so, als ob gewisse Personen ihre wahre Identitäten verheimlichen. Der Schatten von Charles Dickens schimmert zwischen den Zeilen auf einige Geschehnisse matt durch. Drohendes Unheil und Elend bedroht selbst die Hauptdarsteller, doch ihre Charakterstärke und ihre Freundschaft trotzen allem Unglück. Stolz und Wut glüht durch verschiedene ihrer Worte, wenn sie in die Enge getrieben werden, und hält Unheil von ihnen fern.

Was dieses Buch von anderen unterscheidet, ist die Moral mit der die Protagonisten ihre Schwierigkeiten bewältigen. Die Gesetze stehen tief unter der Menschlichkeit. Für die Hauptdarsteller zählen letztlich die Motive, aus denen die Täter ein Unrecht begehen. Die Soldaten, die den ‚Großen Krieg‘ überlebten, sind auch in diesem Buch kaum gesetzestreue oder lebensfähige Menschen.