Absolut unglaubwürdig

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leseclau Avatar

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Thordis kommt nach Jahren in Hamburg auf ihre Insel zurück und übernimmt dort eine Landarztpraxis. Sie ist bei ihren Patienten überaus beliebt. Doch mehrere Schatten lagern über ihrem Leben. Da ist zum einen Boie, ihre alte Jugendliebe. Seit ihrem Teenager-Alter waren sie zusammen und galten als Traumpaar. Doch dann hat Boie Thordis mit einer Urlauberin betrogen und alles war vorbei. Zufällig ist Boie nun seit kurzem Zahnarzt auf der Insel. Behutsam nähern sich die beiden wieder an. Können sie einander nochmal vertrauen? Dieser Teil des Buchs ist einfach eine nette Urlaubslektüre. Schön zu lesen, leicht, schwungvoll.
Der zweite Schatten jedoch ist ein anderes Kaliber und sollte nicht so leichtfertig abgehandelt werden. Thordis‘ Exmann hat ihren Sohn in die Türkei verschleppt. Sie darf nur hin und wieder mit ihm telefonieren. Jahrelang verbringt sie ihren Urlaub in der Türkei, immer in der Hoffnung, ihren Sohn zu sehen. Was jahrelang nicht funktionierte, wird nun auf einmal Wirklichkeit. Sie sieht ihren Sohn mit ihrer Schwägerin. Der Sohn, inzwischen Schulkind, erkennt sie wieder (obwohl jahrelang nicht gesehen!) und hat sofort Vertrauen zu ihr. Sie möchte ihn zurück entführen, wird jedoch vom Vater des Kindes frühzeitig daran gehindert und kommt in ein türkisches Gefängnis. Dieses ist an sich zwar furchtbar, die Mitgefangenen sind jedoch äußerst nett und unterstützend (in einem Frauengefängnis!). Zurück in Deutschland, steht plötzlich die Schwägerin mit ihrem Sohn vor ihrer Haustür und alles wird gut.
Ich habe mich tatsächlich sehr geärgert, so eine Story so leichtfertig und unglaubwürdig aufgeschrieben zu sehen. Ich erwarte für ein leichtes und unterhaltsames Buch keine perfekte Recherche, aber so leichtgläubig über Kindesentführung zu schreiben, erscheint mir persönlich unpassend.
Sehr schade, denn der andere Teil der Geschichte ist unterhaltsam geschrieben.