Heimat Norderney

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annabelle Avatar

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Ein neuer Roman von Anni Deckner, die ihrer norddeutschen Heimat und ihrem Erzählstil treu geblieben ist. Titel und Cover lassen eine Liebesgeschichte vermuten, mit Herz, Schmerz und Happy End. Ganz so ist es dann allerdings nicht, wobei am Ende natürlich alles Gut wird.
Im Mittelpunkt steht Thordis Süderbek, die nach einer großen Enttäuschung ihre Heimatinsel Norderney und ihre große Liebe Boie Boysen verlassen hat und in Hamburg als Ärztin arbeitet. Ihre große Sehnsucht gilt jedoch ihrem kleinen Sohn Leo, der von seinem türkischen Vater in dessen Heimat entführt wurde. Thordis Exmann erlaubt nur gelegentliche Telefonate. Zurück auf Norderney, wo sie eine Praxis für Allgemeinmedizin übernimmt, trifft sie wieder auf Boie. Doch es scheint keine gemeinsame Zukunft für sie zu geben. Zu groß ist die Sorge um Leo, der sich in den fünf Jahren seiner Abwesenheit, immer weiter von seiner Mutter entfernt.
Obwohl ihr Hilfe bei der Suche nach Leo angeboten wird, reist Thordis aller Warnungen zum Trotz alleine in die Türkei und gerät in ernsthafte Schwierigkeiten.
Die Geschichte beginnt zunächst, auf den ersten Blick, wie eine Liebesgeschichte, bis man von der Entführung des Kindes erfährt. Die Sehnsucht nach ihm steht im Vordergrund und bestimmt Thordis Leben. Dabei wird sie von vielen Menschen begleitet und unterstützt. Fast ist es zuviel des Guten…
Simone von Stein taucht auf, verspricht Hilfe, dann verliert sich die Figur zum Ende hin. Wer ist Rüdiger Berg, der Leo aus der Türkei zurückholen will? Ein Anwalt? Detektiv? Oder habe ich das überlesen? Ein bisschen zu viel fand ich Thordis ständige Zweifel an Boies Liebe zu ihr. Tatsächlich gibt es einige Nebenschauplätze, die der Geschichte nichts nützen. Leicht überzogen finde ich Thordis Reise in die Türkei. Und ich frage mich, was wohl am Ende aus den Frauen im Gefängnis geworden ist? Kümmert sich Lenny wie versprochen um deren Versorgung? Nicht schön fand ich, dass Leos Vater am Ende als Bösewicht darstellt wird, der nach Verstrickung in dunkle Geschäfte im Gefängnis sitzt. Das war alles to much…
Hier hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht. Zum Ende hin wird alles gut, und das sogar ziemlich zügig. Trotzdem hat mir das Buch gefallen, die Insel, Strand, die Natur, die Stürme im Herbst – man kann es sich als Leser gut vorstellen.

Einen Kritikpunkt habe ich noch, für den die Autorin sicher nichts kann – mich haben die Fehler im Text gestört. Aber vielleicht wurden diese ja inzwischen korrigiert.