Eine schöne Idee, phantasievoll umgesetzt

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taina Avatar

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Diesem phantasievoll bebilderten Kinderbuch liegt eine schöne Idee zugrunde: Die kleinen Sekundenochs haben immer Zeit zum Trödeln, während Kinder wie Smilla ständig gehetzt werden, denn es gibt so viel zu erledigen: Smilla muss aufstehen, frühstücken, zur Schule gehen, Trompete üben, ihr Zimmer aufräumen… Viele Eltern werden sich ertappt fühlen und Smillas Wunsch, einfach mal ihre Trompete anzuschauen, weil diese so schön in der Sonne glänzt, vielleicht verstehen können.
Die Sekundenochs leben tief unter der Erde, sie müssen trödeln, damit es ihnen gut geht – das ist witzig ausgeführt, denn auch beim Tischtennis, beim Ballspielen, beim Warten auf eine Pizza, beim Schulbesuch, sie haben immer sehr, sehr viel Zeit.
Als das Sekundenoch-Kind Tjörge mit seinem Aufzug versehentlich unter Smillas Bett landet, treffen die Welten der beiden aufeinander und sie lernen voneinander. Smilla übt nun das Trödeln, Tjörge erkennt, dass es manchmal auch wichtig ist, sich zu beeilen. Aber Tjörge hat Heimweh und Smilla hilft ihm, sich in die Erde zu graben und sein Zuhause sowie seine Eltern wiederzusehen. Hin und wieder besucht er sie später oben auf der Erde, und gemeinsam trödeln sie ein bisschen.
Die Bildsprache dieses Buches gefällt mir gut: Die kleinen Sekundenochs haben ein ganzes Reich unter der Erde, und weil sie so klein sind, gehen eben auch viele von ihnen auf eine Seite. Das ist bunt und lustig anzusehen, wenngleich die Figuren im Comic-Stil gezeichnet und nicht wirklich hübsch sind. Hier haben wir dann Wimmelbuch-Seiten, auf denen es viel zu entdecken gibt. Smilla ist deutlich größer, ihre Bilder nehmen viel mehr Raum ein, deshalb wimmelt nichts.
Smillas schöne und sehr originelle Trödel-Ideen werden den Kindern gefallen: Wie wäre es denn zum Beispiel damit, vor dem Spagetti-Essen alle Nudeln erst einmal ordentlich neben den Teller zu legen? Der Autor hat mit viel Phantasie umgesetzt, was Kindern im Kopf herumgehen mag.
Nicht ganz nachvollziehbar ist, wie nachsichtig die Erwachsenen jetzt mit Smilla umgehen – sie, denen es vorher nicht schnell genug gehen konnte, sitzen oder stehen nun oft neben ihr und warten. Auch anderes bleibt zum Teil unlogisch oder lückenhaft, was im besten Fall dazu führt, dass die Kinder solche Leerstellen selbst ausfüllen oder darüber spekulieren. Auf jeden Fall gibt es eine Menge zu entdecken und zu durchdenken.
Insgesamt ein lustiges Kinderbuch, das ohne einen auf die Eltern gerichteten pädagogischen Zeigefinger ausführt, was Kinder eben auch brauchen: Zeit für sich, Muße.