Die seltsame Reise mit meinem Bruder

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petral. Avatar

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Nelly ist Mitte Dreißig, überzeugter Single und lebt in Hamburg. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Besitzerin eines Food Trucks und ihre Spezialität sind ausgefallene Sandwich-Kreationen. Ihr zehn Jahre älterer Bruder Nils ist seit einer Geburtskomplikation geistig behindert und lebt weit entfernt bei der Mutter, die sich aufopferungsvoll um ihren Sohn kümmert.
Nelly lässt sich nur selten daheim sehen und ihre größte Sorge ist , dass sie selbst sich eines Tages um Nils kümmern muss, wenn die Mutter das mal nicht mehr kann. Und dann kommt diese gefürchtete Situation schneller als gedacht, denn die Mutter hat einen Unfall und kann sich deshalb die nächsten Wochen nicht um Nils kümmern und so muss Nelly, ob sie will oder nicht, nach Hause fahren, um die Verantwortung für ihren Bruder zu übernehmen.. Zuerst plant sie, ihn zur Kurzzeitpflege in einem Heim unterzubringen, doch das bringt sie nach der Besichtigung des Heims dann doch nicht fertig und nachdem sie den ersten Schock überwunden hat, entschließt sie sich dann sogar, mit Nils eine Reise nach England, die er eigentlich mit der Mutter antreten sollte, zu machen, um mit ihm an der Hochzeit eines Cousins teilzunehmen.
Anfangs ziemlich genervt von Nils "Eigenheiten", wird sie mit der Zeit immer lockerer und sie merkt, dass das Leben mit ihrem Bruder gar nicht so schlimm ist und je länger die beiden zusammen sind, umso besser lernt sie ihn kennen und merkt am Ende, dass er gar nicht so "unnormal" ist wie sie immer dachte, sondern dass er einfach nur andere Wünsche und Träume hat als andere Menschen.

Fazit: Mir hat dieses Buch von Renée Kathee sehr gut gefallen.Wer ein tiefsinniges Buch erwartet, wird enttäuscht sein, aber wer einfach eine leichte Lektüre für den Sommer sucht, der wird hier voll auf seine Kosten kommen. Der Schreibstil ist einfach und locker, und trotz des eigentlich ernsten Themas kommt auch der Humor in dieser Geschichte nicht zu kurz. Die Personen waren mir fast alle sympathisch, angefangen bei dem Inder Ashok, der ein wandelndes Zitate-Buch ist und für jede Gelegenheit den passenden Spruch auf Lager hat, bis hin zum sympathischen Schotten Gerald, der einen großen Anteil daran hat, dass Nelly am Ende vieles gelassener sieht.
Die Idee, jedes Kapitel mit dem "Spruch des Tages" zu beginnen und mit dem "Rezept des Tages" abzuschließen, fand ich besonders gut und einige Rezepte werde ich bestimmt irgendwann mal ausprobieren.