Auftakt einer Familiensaga in der Belle Époque um den Traum nach Selbstbestimmung einer jungen Frau

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kleinervampir Avatar

Von

Buchinhalt:

In der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg träumt die junge Emma aus bürgerlichem Haus von mehr Selbstbestimmung und einem eigenen Studium. Doch Emmas Eltern wollen eine Heirat mit dem gutsituierten Fuhrunternehmer-Sohn Carl für ihre Tochter. Unerwarteter Weise sind sich Emma und Carl auf Anhieb sympathisch, da sich Emma auch für Carls Traum, eine Senffabrik zu gründen, interessiert und die beiden sich letztendlich in einer ähnlichen Situation befinden. Werden die Beiden ihre Träume jemals verwirklichen und sich gegenüber ihren schier übermächtigen Elternhäusern behaupten können?


Persönlicher Eindruck:

Mit „Zeit für Träume“ legt Autorin Langenbach den Grundstock ihrer dreiteiligen Senfblütensaga, die ihren Schauplatz im lothringischen Metz hat. Mit überzeugenden Figuren und authentischem Flair der Belle Époque nimmt die Geschichte den Leser mit in die Zeit kurz nach der Jahrhundertwende.

Das Leben in der damaligen Zeit ist gerade für Töchter schwierig, denn Selbstbestimmung und mal nach der eigenen Meinung gefragt zu werden, ist vollkommen verpönt und nicht üblich. Aber auch die Söhne haben es nicht leicht – arrangierte Ehen und der Druck der scheinbar übermächtigen Eltern, die in Erziehungs- und Lebensfragen am längeren Hebel sitzen, bestimmen auch bei den jungen Männern die Zukunft.

Der Roman hat drei Protagonisten, die zwar alle sehr unterschiedlich sind, dennoch eine große Gemeinsamkeit haben. Uneingeschränkte Hauptfigur der Erzählung ist Emma, die einer bürgerlichen Familie ohne größere finanzielle Mittel entstammt. Ihr großer Traum: ein Studium an der Universität von Straßburg sowie mehr Selbstbestimmung über ihre Zukunft. Ihr gegenüber steht Carl, aus wohlhabenden Verhältnissen und zukünftiger Erbe eines Fuhrunternehmens. Auch er hat eine genaue Vorstellung seiner Zukunft. Sein Traum ist eine Senffabrik, seine Leidenschaft sind Düfte und Aromen.

Emma und Carl empfinden schnell eine starke Verbundenheit, doch die Liebe steht unter keinem guten Stern: nach Carls Ausstieg aus dem elterlichen Betrieb versuchen beide Familien einen Keil zwischen die jungen Leute zu treiben. Schon bald sieht sich Emma in einem Liebesdreieck zwischen ihrer großen Liebe Carl und Antoine, Spross eines französischen Weinguts – der ebenfalls Interesse an Emma zeigt.

Für mich waren alle drei Hauptfiguren plastisch und tiefgängig, ihr Denken und Fühlen war nachvollziehbar geschildert. Während Carl bodenständig und vernünftig daherkommt, ist Antoine leidenschaftlich und oft unüberlegt, gegen Ende sogar mit Borderline-Tendenz. Auch wenn Emma sich Carl absolut zugehörig fühlt, kann sie sich mehrmals dem ungezügelten Wesen Antoines nicht entziehen.

Die gesellschaftlichen Umstände der damaligen Zeit, das Leben der Menschen und die Denkweise der Epoche waren für meinen Geschmack absolut glaubwürdig und authentisch. Die Schauplätze – seien es nun einfach die Umgebung, die Bälle oder die kleine Buchhandlung von Monsieur Perrin – gaben dem Roman ein ganz eigenes Flair, das den Leser absolut mitnimmt.

Mein Fazit: eine uneingeschränkte Leseempfehlung für die Freunde stimmiger Historienromane des beginnenden 20. Jahrhunderts – ich bin schon heute sehr gespannt auf den 2. Teil!