Mit Senf in die große Liebe

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
miltonia 01 Avatar

Von

Emma lebt im Jahre 1908 in Metz, zu der Zeit war Elsass-Lothringen zu Deutschland gehörig und die Probleme der deutschen und französischen Einwohnergruppen miteinander sind auch in diesem Buch Thema, das fand ich sehr interessant.

Aber zuerst Emma: sie wächst in einer eher weniger betuchten Familie auf, der Vater interessiert sich nur mäßig für seine Tochter, dafür gehen die Weltanschauungen von Mutter und Tochter gehörig auseinander. Emma will studieren, auf eigenen Beinen stehen, neugierig ins Leben gehen, die Mutter will ihre Tochter möglichst schnell und wohlversorgt unter die Haube und aus dem Haus bekommen. Das lässt sich schwer unter einen Hut bekommen, aber erstaunlicherweise treffen sich die Interessen der beiden doch in dem jungen Carl Seidel.

Carl ist ebenso ein ungewöhnlicher junger Mann, aus einer sehr wohlhabenden Familie mit einem florierenden Fuhrunternehmen steigt er schlussendlich aus, um seinen Traum von der eigenen Senffabrik zu verwirklichen. Emma findet Carl anziehend und interessant, er lässt sie an seinem Traum teilhaben und ihr finanzmathematisches Geschick passt hervorragend zur kaufmännischen Geschäftsführung des zukünftigen Unternehmens. Leider ist seine Familie von seiner Leidenschaft nicht angetan und entzieht ihm jede Unterstützung, so dass er damit für Emmas Mutter aus dem potentiellen gutsituierten Heiratskandidatenkreis fällt. Er ist ja nicht der einzige junge Mann, der in Metz an die Frau gebracht werden soll.
Und nun beginnt der Kampf um die neue Senffabrik, um Geld und Betriebsgenehmigung und natürlich auch um die wachsende Liebe zwischen Emma und Carl. Denn da gibt es noch Antoine, einen Jugendfreund von Carl, der ebenfalls ein sehr großes Auge auf Emma geworfen hat und gehörig Unruhe in diverse Frauenherzen bringt.

Das liest sich sehr flüssig und kurzweilig, diverse Gegebenheiten der damaligen Zeit sind aus heutiger Sicht durchaus zum Lachen und andere eher lächerlich, aber für die damalige Zeit waren die gesellschaftlichen Zwänge sehr existent und bestimmend.

Sehr gut hat mir auch der Blick auf das damalige Universitätsleben gefallen, wie schwer es für Frauen damals war, dort teilhaben zu dürfen kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Und wie schon geschrieben, auch die deutsch-französische Sicht hat mir sehr gut gefallen.

Der Nachfolgeroman liest sich schon wieder sehr interessant an, da werden wohl noch einige Probleme zu überwinden sein.
Für mich sehr gute 4 Sterne.