Solider Roman mit Schwächen

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nicki21 Avatar

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Metz 1908 - Emma Bergmann, stammt aus einfachen und eher schwierigen Familienverhältnissen: seitdem ihre Schwester vor einigen Jahren verstorben ist, ist die Stimmung im Hause Bergmann eher eisig und weit von Herzlichkeit entfernt.
Als Emma sich dann auch noch in den Kopf setzt, studieren zu wollen, spitzt sich das Verhältnis innerhalb der Familie zu, da ihre Eltern sie lieber "versorgt" sehen wollen um nicht nur aus der elterlichen Pflicht entlassen zu werden, sondern auch um das Ansehen der Nachbarn zu wahren und zu genießen.

Da kommt der junge Carl Seidel, Sohn eines stadtbekannten Fuhrunternehmers, den Bergmann´s gerade recht. Wunderbarerweise mögen sich Emma und Carl und nähern sich schnell an, doch als Carl auf dem großen Ball verkündet, dass er nicht in das elterliche Unternehmen einsteigen will, sondern lieber seinen Träumen und seiner Passion - eine eigene Senffabrik zu eröffnen - nachgeht, platzen die Träume der Familien Seidel und Bergmann. Carl ist dadurch nicht länger eine gute Partie für Emma, stattdessen soll sie nun anderweitig gut verheiratet werden ....


Das Setting dieses historischen Romans ist endlich mal anders, wir befinden uns in Metz, eine an der Mosel gelegene Stadt im Nordosten Frankreichs, die ihren ganz eigenen Charme versprüht.

Emma ist eine selbstbewusste junge Frau, die jedoch sehr blauäugig und naiv durchs Leben geht. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, an der Universität in Straßburg zu studieren, wie es zu der damaligen Zeit als Frau noch undenkbar war. Sie liebt Bücher und Mathematik und auch recht schnell Carl. In ihrem jugendlichen Übereifer ermutigt sie ihn, seine Träume nicht aufzugeben um sie stattdessen zu verwirklichen.
Emma ging mir jedoch relativ schnell auf die Nerven: Sie besitzt keinen Schulabschluss und ist dennoch der Meinung, nachdem sie mal kurz die Nase in ein Mathematikbuch gesteckt hat, könne sie problemlos u. a. die Buchhaltung eines Unternehmens bewerkstelligen.
Bereits nach dem ersten Treffen drängt sie sich Carl so sehr damit auf - sie sucht u. a. auch Räumlichkeiten für seine Fabrik -, dass man als Leser fast den Eindruck gewinnen könnte, dass es hier mehr um die Verwirklichung ihrer Träume geht und Carl nur "Mittel zum Zweck" ist.

Carl wächst liebevoll und behütet im Hause Seidel auf und enttäuscht seinen Vater erstmalig, als er seine Lehre in einer Senffabrik im fernen Düsseldorf antritt. Nach seiner Rückkehr unterstützt er seinen Vater zunächst im elterlichen Unternehmen und sät damit die Hoffnung, dieses bald zu übernehmen. Als er seinen Eltern und der breiten Öffentlichkeit jedoch mitteilt, dass er sich mit einer eigenen Senffabrik selbständig machen möchte, ist der Bruch zum Vater groß. Dieser nutzt sodann auch seinen Einfluss um seinem Sohn alle Optionen auf diese Selbständigkeit zu verwehren, in der Hoffnung, ihn damit zur Vernunft zu bringen.

Carl macht einen bodenständigen, besonnenen, aber leicht verträumten Eindruck. Ihm alleine hätte ich es nicht zugetraut, dass er den Mut für eine eigene Fabrik hat und die Gründung dieser in die Tat umsetzt.

Alles in allem, war es ein kurzweiliger und unterhaltsamer Roman mit einigen Schwächen, die für mich nicht in die damalige Zeit gepasst haben. Das ein oder andere Drama wäre nicht zwingend nötig gewesen und an sich ist die Geschichte - für mich zumindest - nun abgeschlossen und lässt am Ende keine relevanten Fragen offen oder einen gar mit einem Cliffhanger zurück.