Eine Frau, sieben Männer und die ganz große Liebe

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nina.maria Avatar

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„Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ war vermutlich eins dieser Bücher, dass man schon letztes Jahr nicht nur bei britischen/amerikanischen Buchbloggern entdeckt hat, sondern auch bei deutschen. Seit ich das Buch das erste Mal gesehen und den Klappentext gelesen habe, war ich unglaublich gespannt. Als ich dann auch noch mitbekommen habe, dass es übersetzt wird, war mein Glück perfekt und ich hab gewartet, bis es auf Deutsch rauskam.

Doch as always, first things first: Das Cover

Auf dem Cover ist die Titelheldin, Evelyn Hugo, abgebildet zusammen mit ihren Markenzeichen, den grünen Kleidern und dem blonden Haar. Allgemein kann man sagen, dass es den englischen Covern, von der Grundidee her, sehr ähnelt, was mir persönlich sehr gut gefällt. Was mir an dem deutschen Cover allerdings etwas missfällt, ist die Tatsache, dass Evelyn Hugo Kubanerin ist, die Haut der Frau auf dem Bild dies aber nicht so vermuten lässt. Dadurch kommt der Kontrast zwischen den hellen Haaren und der dunkleren Haut, der in dem Buch öfter erwähnt wird, gar nicht zur Geltung und es wird irgendwie etwas zu sehr auf eine stereotypisch weiße, blonde Frau gesetzt, was mir sauer aufstößt. Das ist, m.M.n. bei den englischen Covern besser gelöst.

Doch nun zum Inhalt:

Wir begleiten die Journalistin Monique Grant, die gerade eine gescheiterte Ehe hinter sich hat und einen, sie nur mittelmäßig zufrieden machenden, Job bei der Zeitung „Vivant“ bekleidet, bei ihrem Auftrag, ein Interview mit der Filmikone Evelyn Hugo zu führen. Diese hatte extra Monique für den Job angefordert und wolle sonst mit niemandem sprechen. Als sich die beiden Frauen begegnen, eröffnet Evelyn Monique jedoch, dass sie keinesfalls daran interessiert ist, ein Interview zu geben - vielmehr möchte sie, dass die Journalistin ihre Biographie schreibt und diese dann nach dem Tod der Schauspieler veröffentlicht.
Doch warum ausgerechnet Monique? Diese Frage stellen sich Leser:innen und die junge Frau gleichermaßen und bis zum Ende des Buches wird mit der Beantwortung dieser Frage gewartet - das sorgt dafür, dass auch der Spannungsbogen immer weiter aufgebaut und natürlich. Auch gehalten wird. An der Stelle kann ich sagen, dass ich 1001 Vorstellungen hatte, was die Verbindung zwischen den beiden Frauen angeht und das sich letztlich keine der Vermutung bewahrheitet hat. Das ist definitiv einer der Gründe, warum ich das Buch so geliebt habe - bis zur Auflösung dieses Rätsels hatte ich absolut keine Ahnung und, dass sich keine meiner Vermutungen bestätigt hat, zeigt mir, WIE gut dieses Buch ist.

Sowohl Evelyn als auch Monique mochte ich sehr gerne.
Monique, weil sie an ihrer Aufgabe, Evelyn zuzuhören, um ihre Biographie schreiben zu können so gewachsen ist. Sie fängt an für sich selbst einzustehen und beginnt, was das angeht, die erfolgreiche Filmikone etwas als Rolemodel zu nehmen. Das hat für mich die Beziehung der beiden Frauen so authentisch gemacht, denn jeder beeinflusst jeden auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Gefallen hat mir auch, das den Leser:innen auch ein Einblick in Moniques Leben gewährt wurde und der Fokus damit nicht nur auf Evelyn lag - hier wurde ein schönes Gleichgewicht gefunden.

Evelyn als Persönlichkeit ist eine absolute Wucht! Ob ich sie mögen würde, wenn wir uns in Echt begegnen würden? Ich weiße es nicht! Habe ich sie im Buch geliebt? Definitiv!
Die Schauspielerin ist eine starke, einnehmende, erschreckend ehrliche, egoistische, selbstsichere und rücksichtslose Frau, die ihren Wert - äußerlich und innerlich - kennt und genau weiß, wen und was sie benutzen muss, um an ihr Ziel zu kommen. Was sich jetzt auf den ersten Blick als unsympathisch ließt macht sie stark, denn ihre Umwelt ist keinen Deut besser als sie und macht sie zu der, die sie ist.
Sie entführt uns in das Hollywood der 50er Jahre und zeigt uns, was für ein hartes Business die Schauspielerei, besonders für (nicht-weiße) Frauen ist. Wie sehr sie an ihre Grenzen gehen muss und was bzw. wen sie zum Erreichen ihrer Ziele opfern muss. Viele ihrer Handlungen haben bei mir für Unverständnis oder gar Kopfschütteln gesorgt, doch betrachtet man diese am Ende des Buches, versteht man Evelyn Hugo sehr gut.
Neben der Schauspielerei und ihrem bombastischen Aussehen ist Evelyn Hugo aber vor allem für ihre, titelgebenden, sieben Männer bekannt.

Diese geben dem Buch die übergeordnete Struktur. Evelyn führt die Leser:innen anhand ihrer Ehemänner chronologisch durch ihr Leben. Ein Konzept, was mir wirklich gut gefallen hat. Die Sprünge in die Gegenwart zu ihr und Monique waren dabei schön eingebettet und auch dieser Handlungsstrang hat mir gut gefallen und war sehr authentisch.
Schön beantwortet wird auch die Eingangsfrage: „Wen zum Teufel hat Evelyn Hugo geliebt?“

Der Schreibstil ist toll und absolut fesselnd. Gradlinig und leicht verständlich kann man ihn stundenlang verfolgen und so konnte ich das Buch auch kaum aus den Händen legen.
Summa summarum kann ich nur sagen, dass ich dieses Buch sehr geliebt habe. Ich hatte an vielen Stellen Tränen in den Augen und eine hat mir ganz besonders das Herz gerissen.

Eine klare Leseempfehlung und ein weiteres Jahreshighlight!