Evelyn Hugo hat mir mein Herz gestohlen!

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Yes, das war ein Buch für mich! Der Wahnsinnshype, der dieses Buch umgibt, hatte natürlich auch meine Erwartungen wie auch meine Vorfreude auf die deutsche Übersetzung enorm in die Höhe geschraubt. Und jetzt kann ich ganz ehrlich sagen, dass diese Erwartungen erfüllt und sich die Vorfreude zu einer Mitgliedschaft im Taylor Jenkins Reid-Fanclub gewandelt hat. Ich war und bin immer noch hellauf begeistert von der Geschichte und versuche jetzt einmal auf den Punkt zu bringen, warum genau.

Kurz vorweg: Tatsächlich gefällt mir persönlich das Cover der deutschen Übersetzung etwas besser als das englische Originalcover. Irgendwie vermittelt es für mich noch ein bisschen mehr diesen gewissen schimmernden Hollywood-Glanz.

Der Klappentext verspricht Glamour, Skandale und Geheimnisse und all das erfüllt sich bereits in den ersten Kapiteln. Evelyn Hugo – die größte lebende Filmdiva – möchte endlich über ihre berüchtigten sieben Ehen reden und fordert dafür explizit Lokaljournalistin Monique Grant an, die bisher nur kleine Artikel veröffentlicht hat. Und dann beim ersten Treffen die große Überraschung: Monique Grant soll Evelyn Hugos Biografie schreiben. Doch die Frage bleibt, warum will Evelyn unbedingt Monique?

Taylor Jenkins Reid hat hier mit Evelyn Hugo eine wahre Filmikone geschaffen und ich nehme mir heraus, sie einfach zu all den echten Stars unserer Welt dazuzuzählen. Man hatte nicht das Gefühl, eine fiktive Erzählung zu lesen, stattdessen verschwammen die Grenzen zusehends zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Je weiter ich in der Geschichte kam, desto nahbarer wurden die Charaktere, desto tiefer reichten die Gefühle.

Besonders gelungen fand ich, wie die Geschichte konzipiert war. Das Buch ist im Grunde in sieben große Abschnitte eingeteilt, die die Namen von Evelyns Ehemännern als Titel tragen. Die meisten Kapitel widmen sich der Vergangenheit und den Erzählungen Evelyns. Zwischendurch folgt dann ein Kapitel aus Moniques Sicht, die den Blick der Gegenwart repräsentieren. Ich mochte es, diese Innensicht einzunehmen, Evelyns Leben von mittendrin zu erleben, um dann wieder einen Schritt zurückzumachen und einzelne Elemente von Evelyn und Monique einordnen zu lassen. Reid hat hier ein gutes Verhältnis in ihrer Erzählweise gefunden: So gab es nicht nur genügend Input, um Evelyn Hugo in all ihren Facetten zu begreifen, sondern auch ausreichend Raum, um Monique als Charakter kennenzulernen.

Ich würde Evelyn Hugo nicht als sympathischen Charakter beschreiben und das soll sie auch nicht sein müssen. Zumindest ist es Evelyn aus rückblickender Perspektive nicht wichtig, was die Leute von ihr denken. Vielmehr möchte sie sie wissen lassen, dass sie alles in ihrem Leben genauso wieder tun würde – all die Dinge, die sie für sich selbst und die Menschen, die sie liebte, getan hat. Und ich fand es bewundernswert, wie hier die Grautöne der Charaktere auf den Seiten ausgelegt wurden. Außerdem war es spannend zu sehen, welchen Einfluss die Gespräche mit Evelyn auf Moniques eigenes Leben haben – und das schon bevor der Filmstar am Ende die Bombe platzen lässt. Ehrlich, ich hatte in die Richtung etwas vermutet, aber das große Geheimnis hat mich am Ende doch überrascht.

Taylor Jenkins Reid hat einen fabelhaften Schreibstil. Er war so abgestimmt auf die Welt, passte zu den Charakteren, der Geschichte und ließ mich Zeile für Zeile dahinfliegen. Wichtige Themen wurden in die Handlung mit eingeflochten, die ich hier nicht alle vorwegnehmen möchte, um nicht zu viel vom Ausgang der Geschichte preiszugeben. Tief berührt hat mich allerdings die Schilderungen von Liebe in all ihren Ausprägungen, sei es tiefe Freundschaft oder romantische Liebe. Das hat mich manchmal auch recht nachdenklich gestimmt.

Allgemein hat mich dieses Buch mit großen Gefühlen zurückgelassen. Guten, aber auch verwirrenden und widersprüchlichen Gefühlen. Dieses Buch ist schwer zu greifen und ich habe den Eindruck, mit all den Worten, die ich hier vor mich hinschreibe, nur an der Oberfläche zu kratzen. Ich kann nur betonen, wie sehr mich die Handlung, die Charaktere und der Schreibstil eingenommen haben. Es wird sicher nicht mein letztes Buch von Taylor Jenkins Reid gewesen sein.