Wieviel Leid kann ein Mensch ertragen

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ellen87 Avatar

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Markus Thiele nimmt den Leser auf die Lebensgeschichte von Dr. Max Keller und stellt dem Leser die Frage, ob Beihilfe zum Selbstmord wirklich strafbar sein sollte. Der Schreibstil ist fesselnd, flüssig und sehr gut lesbar. Das Buch ist in 2 Teile unterteilt und beleuchtet das Leben von Max, die Ermittlungen gegen ihn und das Finden eines Urteils. Das Buchcover unter dem Einband ist schön gestaltet, auch wenn das Cover eher unscheinbar ist.

Hauptprotagonist ist Dr. Max Keller.
Max hatte keine schöne Kindheit, denn sein Vater machte ihn dafür verantwortlich, dass die Mutter bei seiner Geburt gestorben ist. Sein Vater bläute ihm quasi ein, dass Gott ihn schon noch bestrafen würde. Sein Vater verletzte ihn physisch und psychisch und die Geschehnisse in seinem Leben ließen ihn immer mehr Abstand von Gott nehmen. Das Gott allerdings 7 Schalen des Zorns über ihn ausschütten wird, daran hielt er immer fest. Als seine Oma starb, verlor er auch sein Zuhause auf dem Hof und zog zu seiner Tante Maria und deren Tochter Agnes. Maria verstand sich gut mit ihm und seinem Kumpel Jonas, doch Agnes nahm es ihm übel, dass ihre Mutter sich so sehr um ihn bemühte. Agnes verliebte sich als heranwachsende in Achim, doch bei einem Autounfall kam er ums Leben. Jonas saß am Steuer, doch da er Jurist werden wollte, nahm Max die Schuld auf sich und zog damit noch mehr den Zorn von Agnes auf sich. Als bei Maria Alzheimer festgestellt wurde, musste er ihr versprechen, dass er ihr beim Sterben hilft, sollte sie irgendwann kein lebenswertes Leben mehr leben und quasi immer auf andere angewiesen sein. Eine Patientenverfügung und einen Abschiedsbrief hinterließ sie im Safe. Doch als er ihr diesen Wunsch erfüllte, musste er feststellen, dass die Unterlagen nicht mehr im Safe lagen und sich mit der Justiz auseinandersetzen. Nun bat er seinen Freund Jonas um Hilfe und brachte das damalige Verschleiern der Unfallumstände ins Spiel. Für Max hielt das Leben nie wirklich gute Dinge bereit und wenn dann durfte er nur kurze Zeit glücklich sein. Nun erhoffte er sich, dass Jonas ihn zumindest vor dem Gefängnis bewahren kann. Doch Sterbehilfe ist in Deutschland nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen legal und da Jonas sich sehr strikt an die Gesetze und den Gesetzestext hält, muss sich auch Jonas fragen, was kann er machen ohne seine Prinzipien zu verraten.

Ein tödliches Medikament einem kranken Menschen zu besorgen, dass er dann aber selbst einnimmt, ist nicht strafbar. Einem schwer kranken Menschen ein tödliches Medikament verabreichen, weil er dazu nicht mehr selbst in der Lage ist, aber den Wunsch hat zu sterben, ist strafbar. Die Grenzen des Gesetzes sind in dem Punkt wohl doch etwas willkürlich und ist ein Leben in dem man nur noch auf Hilfe angewiesen ist wirklich selbstbestimmt?