Lebensnaher Gerichtskrimi

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Seit langem hatte ich keinen Justiz-Krimi mehr gelesen und war deshalb sehr gespannt auf das Buch der beiden Gerichtsinsider Florian Schwiecker und Michael Tsokos. Was ich tatsächlich an diesem Buch sehr geschätzt habe ist, dass es sehr lebensecht und realistisch geschrieben ist. Was ich allerdings etwas vermisst habe, ist die Spannung. Relativ früh ist klar, wie die Fäden der Geschichte zusammenlaufen.
Die Story beginnt vielversprechend. Der bislang unbescholtene Beamte Nikolas Nölting eröffnet an einem Sonntag im Januar scheinbar völlig grundlos das Feuer mit einer Pistole in einer Bäckerei und tötet einen Mann. Zwei weitere Menschen werden verletzt.
Hartnäckig schweigt der Täter über das Motiv seiner Tat. Auch als seine Frau den ambitionierten Strafverteidiger Rocco Eberhardt bittet, den Fall ihres Mannes zu übernehmen, gelingt es diesem nicht, Nölting zum Reden zu bringen. In detaillierter Kleinstarbeit und mit der Unterstützung des Rechtsmediziners Dr. Justus Jarmer deckt Rocco Eberhardt auf, aus welcher Motivation heraus sein Mandant handelte. Als er die Hintergründe erkennt, beginnt er, seine Verteidigungsstrategie so zu stricken, dass er selbst die kritische Richterin überzeugen kann.
Für mich plätschert die Geschichte einfach etwas zu sehr dahin. Einzig der Cliffhanger ganz zum Schluss hat mich wieder etwas wachgerüttelt. Dennoch hat mir das Buch recht gut gefallen, weil ich finde, dass das Gerichtsmillieu sehr gut und atmosphärisch beschrieben wird. Etwas aufgesetzt erschien mir die Clan-Geschichte. Sie bedient m.E. alle Klischees. Die Umschlaggestaltung mag ich, weil sie so minimalistisch gehalten ist. Einen Fortsetzungsband der Reihe würde ich auf jeden Fall auch lesen.