Leider kein gelunger Auftakt

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justm. Avatar

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Der bislang eher durch seine Unauffälligkeit auffallende Beamte Nikolas Nölting scheint sich eines morgens urplötzlich dazu entschlossen zu haben, einen Menschen umzubringen. Anders lässt sich für Viele seine Tat in einer kleinen Berliner Bäckerei, in der er einen Menschen tötet und zwei weitere verletzt, nicht erklären.
Der von der Presse schnell zum "Killer-Beamten" verrufene Nölting, versucht sich auch gegenüber seinem Anwalt, Rocco Eberhardt, nicht zu rechtfertigen und schweigt beharrlich. Doch Eberhardt lässt die Motiv-Suche keine Ruhe.

In insgesamt 104(!) Kapiteln, die aber alle relativ kurz - teilweise nur eine Seite lang - geraten sind, wird in "Die 7. Zeugin" der Prozess um den Mord in der Bäckerei und die Suche nach dem eigentlichen Motiv aufgerollt.

Wobei es "aufgerollt" vielleicht nicht ganz trifft. Denn die Kürze der Kapitel schlägt sich auch im Erzählstil nieder: Vieles im und um den Prozess wird nur angedeutet und als kurzer Fakt beiläufig erwähnt. Dafür wird aber ein privater Erzähl-Strang rund um den Anwalt Eberhardt eingearbeitet, was wohl insofern wenig verwunderlich ist, als daß das Autoren-Team Schwiecker und Tsokos "Die 7. Zeugin", als Auftakt zu einer ganzen Justiz-Krimi-Reihe verstanden wissen will. Das schlägt sich auch im Ende dieses Buches nieder, das wohl gleichzeitig der Grundstein für den nächsten Band werden wird. (Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine abgeschlossene Geschichte, die für sich allein stehen kann.)

Leider funktionierte für mich die, im Klappentext, angepriesene Team-Arbeit zwischen Anwalt und Rechtsmediziner hier so gar nicht, da letzter im Grunde keine Rolle für den Fall spielte und im weiteren Verlauf des Buches eher in die Erzählung gezwängt wurde, als organisch mitzuwirken, damit man als Leser auch gar nicht vergisst, daß dies ja nicht nur ein Anwalts-Roman sei.

Selbst, wenn man diesen Punkt unbeachtet lässt, bleibt die Problematik des Erzählstils und die Tatsache, daß im Grunde alle Figuren hölzern und plakativ wirken. Ja, regelrechte Abziehbilder für den Typus, für den sie stehen, sind. Das keiner der Charaktere ein wenig Dreidimensionalität entwickeln kann, mag aber auch dem bereits bemängelten Schreibstils, geschuldet sein.

Insgesamt war "Die 7. Zeugin" für mich leider zu keinem Zeitpunkt spannend. Oder fesselnd. Einzig die Kürze der Kapitel sorgte für einen guten Lese-Fluß. Letztendlich hatte ich mir einfach mehr von diesem Buch versprochen. Schade!