Nordische Mythologie wunderbar verpackt

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april1985 Avatar

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Mit meinem Faible für Mythologie und Sagen habe ich natürlich schon gespannt auf den neuen Reihenauftakt von Katharina Hartwell gewartet. Als ich dieses wunderschön aufgemachte Buch dann endlich in den Händen hielt, musste ich gleich in die 616-Seiten umfassende Welt des rauhen Norden's einsteigen.

Zugegebenermaßen musste ich mich erst an den Katharina Hartwell's etwas verschnörkelten Schreibstil gewöhnen. Hat man aber ein paar Seiten gelesen, läuft es rund. Die Autorin erzeugt eine unglaubliche Athmosphäre und schreibt sehr bildgewaltig mit einem Hauch von Poesie zwischen den Zeilen. Durch diesen ungewöhnlichen Stil kommt die ganze Geschichte von Edda und ihrer Reise ins Teermeer richtig gut zur Geltung. Edda ist unsere junge Protagonistin. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Bruder Tobin bei ihrem Ziehvater Ruben im kargen Fischerdorf Colm. In dem tristen, kalten und nebelverhangenen Fischerdorf fristet die 14-jährige mit den roten Haaren ihr Dasein im Fischhaus, wo sie tagein, tagaus unter den strengen Augen Freya's das wertvolle Colmin herstellt. Colmin ist quasi das Gold Colm's. Es wird aus den kostbaren Colminfischen hergestellt, die tagtäglich von den Fischern aus der beängstigenden Silbersee gefischt werden.

Die Menschen in Colm fürchten das Meer, aber noch mehr fürchten sie die Kaltwochen. Denn jedes Jahr verschwindet zu dieser Zeit eines der Kinder Colm's. Edda hat böse Träume, eine dunkle Vorahnung. Und dann passiert es wirklich. Ihr Bruder Tobin verschwindet. Zurück bleibt nur eine schwarze Feder - die Feder des Krähenkönigs, der die Kinder ins Inselreich entführt. Edda, die ihren kleinen Bruder abgöttisch liebt, hält nun nichts mehr in Colm, ist sie ohnehin schon immer eine Außenseiterin gewesen. Trotz aller Furcht sucht sie die Hexe Maron auf und bittet die Alte um Hilfe - der Beginn einer schicksalshaften Reise in eine Welt voller Hexen, Seeungeheuer und zwielichtiger Gestalten.

Leider zieht sich die Handlung zu Beginn etwas in die Länge. Die Autorin verrennt sich meines Erachtens nach zu sehr in ihren Schilderungen über den stupiden und tristen Alltag in Colm. Das eigentliche Abtenteuer beginnt erst relativ spät ab etwa der Hälfte des Buches. Bei 600 Seiten braucht man also Durchhaltevermögen, das sich aber wirlich auszahlt. Man wird nämlich mehr als belohnt! Was zu Beginn leider etwas in Langeweile abdriftet, mündet in einem großartigen Abenteuerspektakel mit exotischen Schauplätzen und kuriosen sowie einzigartigen Charakteren. Das Ende des Buches lässt einem schließlich wehmütig zurück. Für mich war das Ende des Buches eigentlich erst der Beginn der Geschichte! Ich kann es also kaum erwarten, dass der zweite Band erscheint!

Fazit:
Katharina Hartwell's Silbermeer Saga ist ein märchenhaftes Abenteuer empfohlen ab 14 Jahren, an dem aber auch erwachsene Leser ihre Freude haben werden. Im Gesamten ist die Geschichte eher ruhig. Spannungselemente finden sich vorallem in der zweiten Hälfte des Buches. Ein Apell an alle, denen der Anfang vielleicht etwas zu langatmig erscheint - lest unbedingt weiter! Man wird mit einer unglaublich athmosphärischen, bildgewaltigen und facettenreichen Geschichte belohnt!