Spannende Welt, aber leider nur eine mittelmäßige Story

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Zunächst einmal mag ich das Cover ganz gerne, weil es durch seine Gestaltung perfekt zum Inhalt und zum Schreibstil passt. Allerdings wirkt es auch ein wenig altbacken, sodass ich mir nicht sicher bin, ob es mir in einer Buchhandlung überhaupt aufgefallen wäre.
So ähnlich verhält es sich auch mit der Geschichte an sich: Edda Valt lebt als Außenseiterin in dem kleinen Dorf Colm. Sie und ihr Bruder wurden als Findelkinder von einem Fischer aufgezogen, gehören aber noch immer nicht so richtig in den Ort. Dieser lebt davon Colmin aus Fischen herzustellen, etwas das von niemandem außerhalb des Ortes produziert werden kann. Dennoch ist das Dorf nicht besonders wohlhabend und jeder einzelne muss hart für die Gewinnung des Colmin arbeiten. Doch das ist nicht das Einzige, das Edda belastet, denn jedes Jahr zu Beginn der Kaltwochen verschwindet ein Kind aus dem Dorf und taucht nicht wieder auf. Diesmal trifft es Eddas Bruder Tobin, einzig eine schwarze Feder ist ihr geblieben und sie setzt alles daran herauszufinden, was mit ihrem kleinen Bruder passiert ist. Dazu verlässt sie sogar das Dorf und macht sich auf in das gefährliche Inselreich, das nicht einmal die Fischer Colms erkunden.
Ich fand die ersten Seiten des Buches sehr gelungen, sodass ich unbedingt wissen wollte, wie das Buch weitergeht und wie sich die Geschichte entwickelt. Doch so richtig überzeugt hat mich das Buch nicht, auch wenn es mir schwer fällt, den genauen Grund auszumachen. Zunächst einmal ist der Schreibstil definitiv anders, sehr ruhig und überlegt, fast schon poetisch, was wunderbar zu der Geschichte passt, es aber leider relativ schwierig macht, in das Buch einzutauchen. Das kann man nicht nur dem Schreibstil zurechnen, aber wenn dieser ein bisschen vertrauter wäre, würde er den Einstieg in die Welt vermutlich erleichtern. So allerdings habe ich extrem lange gebraucht, um wirklich Interesse an der Geschichte zu entwickeln. Das liegt auch daran, dass ich keine richtige Beziehung zu Edda oder irgendeiner der anderen Personen aufbauen konnte. Edda ist einfach viel zu zurückhaltend und man bekommt fast keinen Einblick in ihre wahre Gefühlswelt. Natürlich ist verständlich, dass sie sich den Menschen in Colm anpasst und nicht noch mehr auffallen will, als sie es sowieso schon tut. Aber auch auf der Reise tut sie dem Leser gegenüber nicht so richtig auf und man kann immer nur raten, was sie sie vorhat oder was sie denkt. Das hat mich mir zunehmendem Verlauf des Buches immer mehr gestört, weil ich einfach nicht so richtig mitfiebern konnte und Edda es erst sehr, sehr spät schafft, ein paar Emotionen bei mir zu wecken.
Auch die Welt kann mich noch nicht so richtig überzeugen, weil es einfach viel zu lange dauert bis Edda aus ihrer Welt ausbricht und auf die Reise geht, von der man schon aus dem Klappentext weiß. Dass man zunächst eine Einführung in die Geschichte braucht, ist klar, aber Colm ist einfach eine Stadt, in der nicht viel passiert und diese Zeit, die Edda mit der Verarbeitung mit Colmin verbringt, zieht sich unglaublich hin. Das Problem an Colm ist, dass es so abseits der anderen Städte und Orte liegt, dass es zu Beginn gefühlt auch keinerlei fantastischen Vorkommnisse gibt und die Stadt auch irgendwo in der realen Welt liegen könnte. Spannender wird es dann erst, als sie endlich ins Inselreich aufbricht und man sich nun ein richtiges Bild der Welt machen kann, in der sie lebt.
Alles in allem mag ich die Idee des Buches und auch die Gestaltung der Welt recht gerne, beides hat unglaubliches Potenzial, aber es dauert einfach viel zu lange bis die Geschichte so richtig in Fahrt kommt und weder der Schreibstil noch die Gestaltung der Figuren schafft es, mich vollständig zu überzeugen.