Sprachlich wunderschön gestaltet, inhaltlich bleibt Luft nach oben

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gletscherwoelfchen Avatar

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Edda und ihr Bruder Tobin leben gemeinsam mit ihrem Ziehvater in dem kleinen Fischerdorf Colm. Jedes Jahr verschwindet eines der Kinder Colms während den Kaltwochen - und niemand weiß, wohin. Bis eines Tages Tobin verschwindet. Denn anders als die anderen Dorfbewohner weiß Edda, dass sie ihn in Colm nicht finden wird. Sie begibt sich auf eine lange Reise quer durch das Inselreich. Wird sie Tobin finden? Und schafft sie es, all den Gefahren zu trotzen?

Das Cover war es, was mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Es ist einfach wunderschön gestaltet. Die einzelnen verschnörkelten Ornamente sind ein richtiger Eyecatcher und passen hervorragend zum Schreibstil.

Dieser hat mir mindestens ebenso gut gefallen. Ich denke, dass bloße Worte dafür nicht ausreichen. Hartwell schreibt einfach unglaublich echt. Ihre Worte klingen nach und gehen unter die Haut. Jede einzelne Seite war wie ein Gedicht und allein das war ein Grund für mich, das Buch zu lesen. Ich denke, dass man an der Silbermeersaga hervorragend erkennen kann, was ein guter Schreibstil alles bewirken kann.

Denn die Geschichte an sich konnte mich nicht ganz überzeugen. Ja, das Worldbuilding war wirklich grandios, aber anstatt mit jedem gelesenem Kapitel tiefer in die Geschichte einzutauchen und sich mehr und mehr Wissen darüber anzueignen, entstanden immer mehr Fragen in meinem Kopf. Ich hatte das Gefühl, einfach nicht voranzukommen und fühle mich nach dem Lesen des Buches nahezu genauso unwissend wie zuvor.
Das heißt keinesfalls, dass keine Spannung auftritt. Durch unerwartete Wendungen und die ganzen Gefahren die Edda begegnen möchte man definitiv weiterlesen. Aber das Rätsel rund um Tobins Verschwinden wurde einfach nicht gelöst.

Schade eigentlich, denn die Charaktere wiederum konnten mich überzeugen. Jeder einzelne Charakter hatte etwas ganz Besonderes an sich und eine Menge Tiefgang.
Seien es Edda selbst, ein unbekannter Fremde oder aber eine alte Kräuterhexe - jede Figur hatte eine gewisse Magie in sich und es machte Spaß, sie zu verfolgen. Aber auch hier hatte ich abermals das Problem mit dem Vorankommen. Denn die Geheimnisse der Figuren wurden bis zum Schluss nicht aufgedeckt und ich habe das Gefühl, sie nicht richtig zu kennen.

Ich hoffe allerdings, dass dieses "Problem" in der Fortsetzung behoben wird. Bitte versteht das nicht falsch. Ich finde es gut, wenn der Leser ein Stück weit die Möglichkeit erhält, mitzurätseln. Aber nicht um den Preis, dass die gesamte Geschichte fast wie eine Art verlängerter Prolog wirkt.
Nichtsdestotrotz werde ich mir den zweiten Band definitiv anschaffen. Alleine Hartgelds Schreibstil wegen. Denn dieser ist einfach einzigartig und wunderschön. Für mich persönlich hat er das Ruder noch einmal herumgerissen. Deswegen vergebe ich
4/5 Sterne