Wer ist Gott?

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Drei Jahre ist es her, dass Thorn plötzlich verschwunden ist und Ophelia auf ihre Heimatarche Anima zurückkehren musste. Allerdings lässt ihr die Frage, wer Gott ist, keine Ruhe und so macht sie sich unter falschem Namen auf zur Arche Babel. Dort wird zwar jede Menge Wissen gesammelt, allerdings hat die Arche auch ziemlich strikte Vorschriften, mit denen Ophelia sich anfangs schwertut, es aber dennoch schafft, als Schülerin am Konservatorium der Guten Familie aufgenommen zu werden. Allerdings merkt sie schon bald, dass die Regeln auf der Arche Babel weniger dem allgemeinen Zusammenleben, als den Interessen Einzelner dienen und dass das Leben dort gar nicht ungefährlich ist. Vor allem nicht, als sie drauf und dran ist, die letzte Wahrheit herauszufinden.

Ophelia hat ein untrügliches Talent dafür, mit Anlauf in Schwierigkeiten hineinzuspringen. Während sie sich im ersten Band am Pol und im zweiten bei Hofe beweisen musste, schlägt sie diesmal einen akademischen Weg ein. Auch in „Das Gedächtnis von Babel“ lässt Christelle Dabos es nicht langweilig werden und stellt ihre Protagonistin vor einige Schwierigkeiten und Herausforderungen. Die Bedingungen unter denen Ophelia einerseits versucht Thorn zu finden, andererseits aber auch versucht herauszufinden, wer Gott ist, sind alles andere als menschenfreundlich. Allerdings zeigt sich hierbei auch der eiserne Willen Ophelias, ihr Ziel zu erreichen. Denn anders würde sie vermutlich an den Schikanen ihrer Mitschüler verzweifeln. Genau darin liegt aber auch der Reiz der Handlung. Ophelia ist eine absolute Sympathieträgerin, der man in jedem Kapitel aufs Neue wünscht, dass das Erreichen ihres Ziels unbeschadet – und in diesem Fall lebend – übersteht.

Dass Ophelia so eine Sympathieträgerin ist, liegt nicht nur daran, dass sie eine sympathische Person ist, sondern auch die Tatsache, dass die Geschichte aus Ophelias Sicht erzählt wird, trägt dazu bei. Insofern ist man immer bei Ophelia, auch was handlungsrelevante Informationen anbelangt. Zwar macht man sich als Leser eigene Gedanken, ist der Protagonistin aber nie voraus. Christelle Dabos empathischer aber unaufgeregter Erzählstil bringt einem die Charaktere nahe und lässt die Leser in die erzählte Welt eintauchen. Hinzu kommen weitere Figuren, die ebenso wie Ophelia vielschichtig angelegt sind und deren Motive teilweise nicht immer ganz ersichtlich sind, was der Handlung zusätzlich Dynamik verleiht.