Zu viele Sprünge; kaum Spannung

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Für die Lektüre dieses Buches habe ich etwas länger benötigt als gewöhnlich, und sogar während des Lesens habe ich nicht so ganz verstanden warum. Am Schreibstil lag es jedenfalls nicht. Der liest sich flüssig, ist zuweilen humorvoll, aber auch politisch interessant und kenntnisreich, also durchaus anspruchsvoll. Das mag ich allerdings. Auch kein Problem hatte ich mit den leicht launenhaften Beschreibungen der deutschen Politiker im Regierungsflieger nach China. Wenn Frau Merkel immer nur als "Kanzlerin" bezeichnet wird, der Regierungssprecher Seibert jedoch seinen Namen hat, kann man das als inkonsequent bezeichnen. Sollte Herr Seehofer das Buch lesen, würde ich mich darüber hinaus nicht wundern, wenn er sich abschätzig darüber äußert oder den Autor Stephan Schmidt sogar vor Gericht zerrt. Nein, das Geschriebene selbst, diese Episoden im großen Ganzen haben mich gut unterhalten.

Was mich störte waren zwei Dinge, die bei einem Buch von etwa 400 Seiten jedoch nicht unerheblich sind: Zum einen gibt es einfach zu viele Sprünge, sowohl zeitlich als auch örtlich. Da muss man sich schon einiges merken, um die kleinen Hinweise, die fünfzig Seiten später weitergesponnen werden, richtig verknüpfen zu können. Zum anderen geht es äußerst schleppend voran. Im Grunde begrenzt sich die erzählte Zeit auf wenige Tage, knapp drei vor dem Mord bis knapp drei nach dem Mord. Der Protagonist Thomas Gärtner (ist er überhaupt der Protagonist oder ist es nicht doch Sascha Daniels oder Lena Hechfellner oder ein ganz anderer?) taucht am Anfang hauptsächlich auf, danach verliert sich seine Spur weitgehend. So wie sich die Spannung im Verlauf der Lektüre weitestgehend auflöst. Irgendwann will man einfach nur am Ende ankommen und wissen, wer nun der Mörder war - obwohl zumindest ich das schon recht früh wusste.

Fazit: Bei guten Krimis finde ich es schade, wenn das Buch zu Ende ist; bei "Das Spiel" war ich froh, als es vorbei war. Gut geschrieben, aber leider kein wirkungsvoller Spannungsbogen.