Nicht schlecht - aber irgendwie auch nicht gut

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schmunzlmaus Avatar

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Ich muss sagen, ich tu mich sehr schwer mit der Rezension. Mich hat das Buch auf den ersten Seiten direkt gefangen genommen. Das Thema finde ich sehr spannend, ich bin selbst mehrsprachig, weiß um die Schwierigkeiten von Übersetzungen und dass dabei häufig Dinge verloren gehen, und Drachen mag ich auch. Leider hat mich das Buch nicht bis zum Schluss fesseln können.

Zunächst aber kurz was zum Äußeren. Der Schutzumschlag des Hardcover ist toll gestaltet und ansprechend. Das Buch selbst ist leider nur einfarbig rot mit goldener Schrift. Das Thema der Drachen wurde auch auf die Seiten übertragen, wo es einen Aufdruck gibt, der Teile von Drachen darstellt. Die Farben und Bilder auf dem Umschlag wirken bedrohlich und düster. All das passt zum Inhalt des Buches.

Was mich wirklich gestört hat, ist die thematisierte Gewalt. Das ist ein Thema, das bestimmt so einige triggern könnte und das nicht unbedingt in ein Jugendbuch gehören sollte. Mit Gewalt sollte man natürlich rechnen, wenn es um Aufstände und Krieg geht, aber sexuelle Gefälligkeiten? Gewalt der Eltern gegenüber ihren Kindern, damit sie das Ziel "Klassenerhalt" erreichen? Gewalt mit Tötungsabsicht unter den Protagonisten selbst? Klar, die Geschichte spielt in 1923, die Zeiten waren anders, aber es ist ein Fantasy-Roman. Die Autorin hat sich auch an anderen Stellen Freiheiten raus genommen, da muss soetwas nicht unbedingt sein, finde ich.

Die Idee, dass Drachen und Menschen im 20. Jahrhundert zusammen den Planeten bevölkern, gefiel mir sehr. Dass Drachen und Menschen sich verständigen können - aber unterschiedliche Sprachen sprechen, ist logisch und nachvollziehbar. Auch die spezielle Sprache der Drachen, die Vivien, die Hauptfigur, entschlüsseln soll und die Details, die sie im Laufe der Zeit darüber heraus findet, fand ich gut. Der Plot war gut gesponnen, die Handlungen der Personen meist nachvollziehbar und passend für ein Jugendbuch (bis auf die bereits angesprochene Thematisierung von Gewalt).

Und dennoch zog sich das Buch bisweilen in die Länge, es wurden Andeutungen gemacht, die erst ganz zum Schluss aufgeklärt wurden und dann aber doch so unspektakulär waren, dass die ganze Spannung, die sich im Laufe des Buches aufgebaut hatte, irgendwie in sich zusammen fiel. Auch hatte ich zum Ende hin das Gefühl, die Autorin merkte, dass es sich zog und wollte dann dringend fertig werden. Plötzlich passierte so viel in so kurzer Zeit, es schien ein wenig zu gewollt, als hätte sich die Handlung selbst überholt.

Nachdem mich das Buch auf den ersten Seiten direkt gefangen genommen hatte, musste ich mich dann doch etwas quälen, um es bis zu Ende zu lesen und war letztendlich enttäuscht. Nach dem starken Anfang hätte ich mir mehr erwartet.