Gutmenschen den Spiegel vorhalten

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jesseyen Avatar

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Das Cover hat mich auf den ersten Blick nicht abgeholt. Es passt zwar zu der beschrieben Atmosphäre des Buchs, hätte aber noch ein speziellerer kreativerer Hingucker sein können um den Inhalt gerecht zu werden.

Den dieser hat mich bereits nach den ersten zwei Seiten in den Bann gezogen. Glattauers Sprache ist pointiert, wohlig und macht mit jedem Satz mehr Freude. Besonders gut hat mir der Einstieg, der an den Aufbau eines Kammerspiels erinnert, in die Geschichte gefallen. Dieser vermags es ab der ersten Seite ein Setting zu schaffen, in das man als Leser:in schnell eintauchen kann. Wir lernen die zwei Familien Strobl-Marineks und Binders kennen, die uns schnell mit ihren Ecken und Kanten und ihrer unreflektierten Privilegiertheit vertraut werden. Der Klappentext verrät bereits eine gewisse gesellschaftskritische Ausrichtung - mit der Leseprobe im Hinterkopf bin ich umso mehr gespannt, wie der Autor im weiteren Verlauf des Buches diese ausbauen wird (und wie er den Leser:innen evtl. schmerzhaft den Spiegel über ihre eigene Privilegiertheit und internalisierte Rassismen vorzeigen wird). Ich werde auf jeden Fall weiterlesen!