Abgründe

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clara_fall Avatar

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Hanna Winter versucht hier recht unbeholfen, menschliche Abgründe darzustellen. Man merkt ihr ihre schriftstellerische Unerfahrenheit leider sehr an, denn ihre Schilderungen sind meist sehr einfach gehalten, die Dialoge sehr naiv und oberflächlich (ich hatte das Gefühl, es spricht immer ein und dieselbe Person) und das eigentliche Verbrechen einfach nur dumm und ohne jegliche Spannung. Man erlebt beim Lesen keinerlei Überraschungen, die Figuren sind so farblos und durchschaubar. Auch wenn sich am Ende einige Wendungen ergeben, womit man nicht gerechnet hat, so kann man trotzdem schlecht nachvollziehen, welche Gründe das Täterpärchen für diese abscheulichen Verbrechen hatte. Diese Hintergründe werden viel zu flüchtig gestreift. Die Autorin hätte viel mehr ins Detail gehen können, ebenso bei den Schauplatzbeschreibungen. Der Spreewald ist so ein einzigartiger Ort, aber bei Hanna Winter erscheint er wie ein gottverlassener, belangloser Schauplatz. (Nebel steigen auf und gleichzeitig zieht ein Wärmegewitter heran? Ich glaube, dass ist wettertechnisch wohl nicht möglich \*grübel\*). Ich hatte das Buch in recht kurzer Zeit durch, aber nicht, weil ich es vor lauter Spannung nicht aus den Händen legen konnte, sondern weil es so einfach gestrickt ist und den Leser vor keine größeren Herausforderungen stellt. Aus dieser Idee hätte man mehr machen können, schade! Bis sich Frau Winter in die Riege von anspruchsvollen Thriller-Schreiberinnen wie Elisabeth Herrmann oder Petra Hammesfahr einreihen kann, braucht sie noch viel Lebenserfahrung, Beobachtungsgabe und Geduld beim Schreiben. Das Cover finde ich sehr gut gewählt.