Schaler Thriller, der an alte "Horror"-Filme erinnert

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ligeia Avatar

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Nicht vergleichen sollte man das Buch, so habe ich in dem ersten Leseeindruck geschrieben, den ich zur LP verfasst habe. Das fällt mir leider sehr schwer, da - ich weiß nicht, ob es an meiner Auswahl liegt, ob das Thema gerade tatsächlich sehr in Mode ist - "Die Spur der Kinder" bereits das dritte Buch zum Thema entführt Kinder und Jugendliche ist, das ich innerhalb kürzester Zeit gelesen habe. Leider war es auch das schlechteste.

Natürlich haben die beiden anderen Bücher ("Ein einziger Blick" von Michelle Richmond und "Pretty little Things" von Jilliane Hoffman) sich anderer Herangehensweisen und Persepktiven bedient, aber auch für sich betrachtet, weist das Buch einige Mängel auf. Es erinnert mich ein bisschen an die alten Horrorfilme aus den 70er und 80er Jahren. Die einzelnen Szenen - zumindest diejenigen, in denen der Entführer vorkommt - erscheinen allzu vorhersehrbar: die junge Frau irrt durch den Wald, glaubt in einer Hütte ihre Rettung zu finden und trifft das pure Grauen usw. Das allein wäre aber gar nicht so schlimm, wenn diese (vorhersehbaren) Szenen in einen überzeugenden Rahmen eingebaut wären. Aber das ist meiner Meinung nach nicht der Fall. Zwar wird die Frage, was mit den entführten Kindern und vor allen Dingen mit Fiona Seebergs Tochter passiert ist, erst relativ spät geklärt und ein Überraschungseffekt ist durchaus gegeben. Aber der Weg dahin lässt zu wünschen übrig.

Die Charaktere des Romans bleiben hölzern und leider oftmals sehr klischeebehaftet: da ist die Kindergärtnerin, die Birkenstocksandalen und Nickelbrille trägt; die Sozialarbeiterin mit den schlechten Zähnen und strähnigen Haaren und das betuchte ältere Ehepaar, das nur des Geldes wegen zusammen ist und sich auch um nichts anderes kümmert, menschliche und soziale Belange sind ihnen fremd. Die Gefühle und Gedanken der Personen werden, wenn überhaupt, dann nur sehr plakativ dargestellt ("plötzlich wurde ihr klar, das..."; "Entsetzen machte sich breit" o.ä.). Manchmal kann man sich richtig vorstellen, wie das in einem Film a la "Texas Chainsaw" oder "Scream" dargestellt wäre. Wirklich sympathisch oder nachvollziehbar ist keine der Figuren.

Hinzu kommen kleinere logische Fehler im Aufau der Geschichte: so wird bspw. eine Person, die zuvor als Kinderarzt eingeführt wird, plötzlich (so als wäre das längst bekannt) als Immobilienmkler beschrieben und die Tatsache, dass er Kinderarzt war als große Überraschung dargestellt.

Der Roman lässt sich leicht und schnell "herunterlesen", da er keine großen Ansprüche an den Leser stellt. Die Lösung ist immerhin einigermaßen überraschend, aber wirkliche Spannung will sich auch nicht wirklich einstellen. Vielleicht, weil man sich in keine der Figuren einfühlen kann und daher auch nicht "mitfiebert", vielleicht, weil die einzelnen Szenen zu abgedroschen wirken.

Alles in allem kann man sagen, dass das Buch leichte Unterhaltungskost ist. Wer psychologische Rafinesse und hohe Erzählkunst erwartet, ist allerdings hiermit schlecht beraten.