Die Enzyklopädie des Mordens

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zoe2018 Avatar

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„Die stille Bestie“ ist bereits der sechste Fall für den begnadeten Detective und Profiler Robert Hunter vom LAPD, der diesmal ohne seinen Partner Carlos Garcia unterwegs ist. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Denn dieser Roman ist anders. Es ist der erste Thriller von Chris Carter, in dem große Teile der Handlung auf Tatsachen beruhen. Doch worum geht es?

Kurz vor seinem Flug in den Urlaub, erhält Hunter einen Anruf von seiner Chefin. Das FBI bittet ihn um Unterstützung bei einem besonders grausamen Fall. Durch Zufall konnte die Polizei einen psychopatischen Serienkiller stellen. Doch Lucien Folter schweigt. Er möchte nur mit einem reden: Robert Hunter.

Hunter ist geschockt, denn er ist persönlich von diesem Fall betroffen: Folter ist ein alter Freund aus Studientagen. Eigentlich sogar Hunters einziger Freund, denn seit der Ermordung seiner Verlobten vertraut er niemandem. Wie konnte er sich so in einem Menschen täuschen? Ist sein alter Freund überhaupt der, für den Hunter ihn immer gehalten hat?

Hunter steht vor der Aufgabe, Folter dazu zu bringen, über seine Morde zu reden, damit die Angehörigen der Toten wissen, wo die Leichen ihrer Liebsten liegen, um sie in Würde bestatten zu können. Bald ist klar, dass es noch ein weiteres Opfer gibt, das noch am Leben sein könnte.

Aber Folter weiß genau, wie er seine Umwelt manipulieren kann. Er fordert von Hunter ein Geheimnis für jedes Geheimnis, das er ihm verrät. Genau wie einst Hannibal Lecter von Clarice Starling in „Das Schweigen der Lämmer“. Und so muss Hunter ihm seine verborgenen Ängste und dunkelste Geheimnisse offenbaren, um das Mädchen zu retten. Ein perfides Spiel beginnt…

Band 6 der Reihe unterscheidet sich von den Vorgängern vor allem darin, dass Hunter nicht wie sonst einen Täter finden muss, sondern rückblickend Opfer, Tathergang und Tatort herauszufinden hat. Ein Großteil der Handlung spielt sich in einem unterirdischen Verhörraum des FBI ab und besteht aus einem intellektuellen Duell zwischen dem hochbegabten Protagonisten und einem ihm durchaus ebenbürtigen Gegner.

„Die stille Bestie“ ist eine Geschichte über die dunkle Seite der menschlichen Seele. Wie immer, ließ sich auch diese Geschichte flott und flüssig lesen. Mit gut gesetzten Cliffhangern gelingt es dem Autor, den Leser über 448 Seiten zu fesseln. Ein Thriller, der für meinen Geschmack etwas spannender hätte sein können. Dennoch freue ich mich schon auf den nächsten Fall für Robert Hunter. Dann hoffentlich wieder mit Partner Carlos Garcia.

Fazit: Starker Stoff. Abgründig, brutal und clever zugleich.