sehr atmosphärisch, dicht und poetisch und dennoch ein spannender Krimi

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bellis-perennis Avatar

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Das Buchcover: ein klarer Frühlingsmorgen, schroffe Berge und das, nach dem langen Winter, matte Grün der Lärchen - ein stimmiges Bild von Südtirol

Der Schreibstil: wow, welch eine poetische Sprache! Ich bin sofort in den Krimi hineingekippt. Ich höre die Vögel zwitschern, die Bäche rauschen, das Murmeln der Betenden und rieche den Duft des Frühlings.

"Die Sirene der Feuerwehr, das war die Sinfonie der Flammenhelden, das Geheul der Polizei, das Requiem der Spielverderber." - eine schöne Metapher.

Für die, die Comm. Grauner noch nicht kennen (so wie ich) wird er gleich eingeführt - als Commissairo und als Viechbauer, der vor dem eigentlichen Dienstbeginn schon die Arbeit am eigenen Hof verrichtet. Mit Freude, mit viel Liebe und Mahlers dritter Symphonie - sympatisch.

Die Leute des Dorfes sind prächtig beschrieben. Auch, dass der Pfarrer statt des Bürgermeisters das Sagen hier hat. Einiges deutet darauf hin, dass im Dorf nur schwarz/weiß gedacht wird. Im Prolog kommt das deutlich zum Ausdruck: für Marie - das Opfer wird gebetet, sie kommt in den Himmel. Für Michel - den Täter wird nicht gebetet, der kommt in die Hölle. Die Dorfgemeinschaft hat sich ihr Urteil bereits gebildet, Lynchjustiz inklusive.

Also ich glaube ja nicht, dass Michels Vater, Bendikt Haller, das Mädchen ermordet hat. Das wäre ja zu offensichtlich und zu einfach.

Ich schätze den Autor so ein, dass er seine Leser mehrmals geschickt an der Nase herumführt und eine stimmige, wenn auch überraschende Lösung des Falls präsentiert.