Die Stille der Lärchen – Gradliniger Krimi mit starken Charakteren

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
nicky_g Avatar

Von

Wer gestand, der redete normalerweise auch. Weil man es so ganz alleine mit der Tag nicht aushielt, weil sie in der Regel zu schwer wog für eine einzelne Menschenseele. (S. 75)

Commissario Grauner wird zu einem toten Mädchen im tiefsten Winkel des Ultentals gerufen. Kurz nachdem er eingetroffen ist, legt Benedikt Haller ein Geständnis ab. War der Architekt, der in einem modernen Glaskubus zwischen all den traditionellen Höfen wohnt, wirklich der Mörder oder will er nur seinen Sohn decken, der von den Dorfbewohnern schon gelyncht werden möchte?

Dass der Fall nicht so leicht gelöst werden wird, wie Staatsanwalt Belli es sich erhofft, ist schnell klar, aber wer war es und wo liegt das Motiv? Immer tiefer muss Grauner mit seinem Team graben, bis er nicht nur den aktuellen Fall lösen kann, sondern auch einem Verbrechen auf die Spur kommt, das vor über hundert Jahren geschehen ist. Haben beide Fälle miteinander zu tun?

Der Anfang ist mysteriös und lässt vermuten, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. Obwohl es sich um den zweiten Teil der Reihe um Commissario Grauner handelt, kommt man gut in die Geschichte hinein und lernt die wichtigsten Personen und in groben Zügen auch ihre Funktionen und Verbindungen auf den ersten Seiten kennen. Trotzdem setzen sich Themen oder Beziehungen aus dem ersten Band, den man nicht zwingend gelesen haben muss, fort, so dass das Wissen darum einen mitunter schmunzeln und erinnern lässt.

Die Charaktere sind teilweise skurril, teilweise liebenswürdig, aber immer treffend und kompakt beschrieben wie zum Beispiel Grauners Mitarbeiter Saltapepe, der weiterhin starke Probleme hat, sich in Südtirol einzuleben, besonders was die Essgewohnheiten betrifft, stammt er doch aus dem fernen Neapel.

Die Atmosphäre in dem Dorf, in dem der Mord geschehen ist, und dessen Umgebung werden anschaulich eingefangen. Die Beschreibungen der Gegend und der Natur lassen eher an Urlaub denken und weniger an Mord, was den Reiz des Romans ausmacht, weil nicht nur der Mörder oder der Ermittler im Vordergrund stehen, sondern auch die Nebenfiguren und die Landschaft, die Lebensbezüge und Charakterzüge.

Diese detaillierten Darstellungen, die sich allerdings nicht in Nebensächlichkeiten verlieren, sondern präzise analysieren, sorgen dafür, dass sich der Südtiroler Kosmos komplex und vielschichtig präsentiert. Kleine Puzzleteile, die eingestreut werden, erweitern den Kreis der Verdächtigen und bringen Schritt für Schritt die Lösung näher.

Ein ruhiger Krimi, der ohne viel Blutvergießen auskommt, und durch seine ausgefeilten Charaktere besticht.