Gut geschriebener Krimi mit sympathischen Ermittlern

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"Die Stille der Lärchen" beginnt mit dem Mord an der jungen Marie - ein Mord, der das kleine Dorf im Ultental/Südtirol aufschreckt und der möglicherweise auch etwas mit dem Mord an einem anderen jungen Mädchen vor über 100 Jahren zu tun hat. Maries Mörder ist sofort geständig, aber hat er den Mord tatsächlich begangen? Die beiden Ermittler Grauner und Saltapepe gehen dem Fall nach, sehen sich anfangs aber nur vielen sehr schweigsamen Dorfbewohnern gegenüber - haben sie vor etwas Angst? Und was hat der Schriftsteller Thomas Mann mit der ganzen Sache zu tun?

Lenz Koppelstätter hat einen hervorragend geschriebenen und bedächtigen Krimi vorgelegt. Obwohl ich mir nicht vor Aufregung die Nägel zerbissen habe, bedeutet das nicht, dass "Die Stille der Lärchen" ohne Spannung daherkommt. Nach dem Auftakt, in dem mir bereits ein vermeintlicher Täter präsentiert wurde, fesselte mich die Frage nach dem "whodunit" bis zum überraschenden Ende. Gut gefiel mir auch die Verbindung zur Vergangenheit, in der - auf einer wahren Begebenheit beruhend - der Schriftsteller Thomas Mann das Ultental besucht.
Zudem überzeugt der Südtirol-Krimi mit seinen tollen Charakteren - Commissario Grauner ist nicht nur gerne Polizist, sondern auch begeisterter Bauer mit eigenen Kühen, denen er klassische Musik vorspielt, während er sie hegt und pflegt. Sein Ispettore Claudio Saltapepe, der seiner Heimat Neapel nachtrauert, dem Commissario aber treu zur Seite steht, gefällt mir ebenfalls sehr gut.
Nicht zu vergessen ist natürlich die von dem Autor beschriebene Landschaft - Südtirol gehört eh zu einem meiner Lieblingslandstriche und die vielen Knödelbeschreibungen haben mich ganz schön hungrig gemacht. Ich hatte sofort Lust, mich auf die Reise in dieses (stille) Tal zu machen.

Insgesamt ein lesenswerter Krimi mit einem tollen Ermittlerpaar, von dem ich gern mehr lesen will. Ich werde mir von Lenz Koppelstätter definitiv auch "Der Tote am Gletscher" zu Gemüte führen.