Wie Feuer und Wasser

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ilonar. Avatar

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Ein bizarres Bild erwartet den Commissario Grauner, als er in diesem einsamen Tal in Südtirol eintrifft.
Unweit des Dorfes St. Gertraud lehnt draußen bei den alten Urlärchen an einem dieser Stämme die Leiche eines 17jährigen Mädchens. Ein Mörder ist schnell gefunden, oder besser zwei Mörder.
Zum einen ist da der geständige Architekt Benedikt Haller, der erst vor kurzem in dieses einsame Tal gezogen und vom ersten Tag bis jetzt ein Außenseiter geblieben ist. Will er mit seinem Geständnis seinen Sohn schützen? Michael, ein verhaltensauffälliger Jugendlicher, war Klassenkamerad des Opfers und vielleicht waren die beiden sogar befreundet? Die Dorfgemeinschaft, die ansonsten schweigt wie eine Wand, ist sich in dieser Sache aber ganz sicher. Der Michl war’s und ihn wollen sie dafür auch bestraft wissen. Die Erkenntnisse und auch die Arbeit der Polizei bedeuten ihnen nichts, ihre eigenen (Vor)-urteile sind wichtiger und mit Sicherheit auch richtiger. Entsprechend zäh gestalten sich die Befragungen und der Dorfgeistliche scheint auch eine sehr dubiose Rolle zu spielen. Zudem gibt es nach und nach immer mehr Hinweise auf ein gut 100 Jahre zurückliegendes Ereignis, mit dem der jetzige Mord irgendwie in Verbindung stehen soll.
Grauner und sein Kollege Saltapepe geben nicht viel auf das Geständnis Hallers. Zumal er alle weiteren Aussagen verweigert und sie an dieser Stelle einfach nicht weiterkommen.
Dass sie den Mord trotz all dieser Widernisse in wenigen Tagen aufklären, liegt zum einen an dem kriminalistischen „Näschen“ von Grauner, der neben seinem Beruf als Polizist im Nebenerwerb auch noch „Viechbauer“ ist und beide Berufe mit Leidenschaft und Herzblut ausübt. Es liegt aber auch an der oft anderen Einschätzung von Saltapepe, der als zwangsweise Zugezogener mit der Mentalität der Menschen in der Region oftmals seine Schwierigkeiten hat. Er kommt eigentlich aus Neapel, wurde in diese „hinterste Ecke“ in Südtirol zwangsversetzt und möchte manchesmal die Fälle lösen wie er das aus dem Süden her kennt. Da nimmt man schon mal schnell die Waffe zur Hand. Grauner dagegen ist Südtiroler durch und durch, er ist verwurzelt in der Gegend und versteht die Leute auf seine Weise einfach besser.
Diese beiden Charaktere, die, so scheint es stellenweise, auch ein wenig Gegenspieler und Konkurrenten sind, machen für mich den Reiz dieses Buches aus. An ihnen sieht man überdeutlich, dass Südtirol und das übrige Italien zwar verwaltungstechnisch ein Land sind. Im Leben und im Alltag Menschen ist das aber noch lange nicht angekommen.
Grauner und Saltapepe beißen sich jeder auf seine Weise in den Ereignissen fest, streiten sich aufs Feinste und finden sich doch immer in gemeinsamen Erkenntnissen wieder.
Die Lösung ist überraschend, aber doch logisch und was diesem Roman an Spannung durch Action vielleicht ein wenig fehlt, macht er durch die Spannung, die in den Charakteren steckt, allemal wieder wett.