Karges Leben in karger Landschaft

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corsicana Avatar

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Ein kleines Dorf in der Eifel. Das Klima ist rau, das Leben karg. Die Bewohner des Dorfes haben durchaus ihre kleinen und großen Träume - aber die meisten Träume werden sich nicht erfüllen.

Die Geschichte beginnt während der letzten Jahre des 2. Weltkriegs und endet mit der Zeit der Wiedervereinigung. Eine der zentralen Personen ist Margarete, Tochter eines Bauern, der es in der Nazi-Zeit zum Ortsvorsteher bringt und die Fremdarbeiter aus Polen die Drecksarbeit machen lässt. Nach dem Krieg aber dreht man schnell sein Fähnchen in den Wind.
Margarete will weg aus dem Dorf. Sie will einen liebevollen Ehemann und die Welt sehen - aber beides wird sich so nicht ergeben.

Die Welt wird von den Dorfbewohnern so genommen, wie sie ist. Neid und Tratsch blühen - die Erfüllung von persönlichen Wünschen hat keine Priorität und ist oft gar nicht möglich, die Realitäten des Lebens stehen dem entgegen. Natürlich gibt es zwischendurch kleine Freuden im Alltag - aber die karge Landschaft fordert ihren Tribut.

Mich hat das Buch an viele Erzählungen meiner Großeltern und Eltern erinnert, die ebenfalls aus einem kleinen Dorf in der Eifel stammen. Das oft armselige Leben, das Geld reichte oft nur für das Nötigste. Und wenn Geld da war, wurde es in Statussymbole wie Möbel, Kleidung - oder später Autos - investiert. Reisen und die Welt sehen war nicht vorgesehen. Bildung war nur für die "höheren" = reicheren Leute vorgesehen, die normalen Leute gingen auf die Volksschule. Freude bereiteten aber die Feste im Dorf. Kirmes war ganz wichtig - oft wurden hier die zukünftigen Ehepartner gefunden. Das Vereinsleben war wichtig - bot es oft doch die einzige Zerstreuung.
Und der Krieg hatte viele Wunden geschlagen. Auch wenn viele Dörfer von Zerstörung verschont blieben - Gefallene gab es in den meisten Familien. Und oft blieben die verwitweten Frauen danach alleine. Was angesichts der Gewaltätigkeit mancher Männer manchmal der bessere Weg war.

Das Buch bietet einen Einblick in Geschichte des letzten Jahrhunderts - dargestellt am Beispiel eines kleinen Eifeldorfes. Auch wenn das Lesen manchmal schwer ist - denn es gibt viele traurige Begebenheiten - so ist dieses Buch doch eine sehr berührende Lektüre. Unbedingte Leseempfehlung!