Die Gefahr lauert im Hintergrund

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
siebente Avatar

Von

Es gibt Romane, die mächte man unbedingt lesen ... und nicht mehr zur Seite legen. "Die Stelle nach dem Schrei" von Isolde Sammer scheint so ein Fall zu sein. Bislang hat Sammer nur als Drehbuchautorin gearbeitet, aber das durchaus in der ersten Krimi-Liga, für Produktionen wie den "Tatort" oder "Bella Block".

Die Leseprobe ihres Erstlingsromans macht einen exzellenten Eindruck, spannend, fesselnd!

Der Auftakt ist beklemmend: Ist das Drama schon geschehen? Oder sieht die Ich-Erzählerin noch eine Chance, das Schlimmste zu verhindern? Und was ist der Preis? Ihr eigener Tod?

Tina (so heißt die Ich-Erzählerin, erfährt man später), ist verliebt. Als sie dreizehn ist, wollen zwei andere Jugendliche sie verprügeln. Doch dann kommt Martin, 15, rettet sie, ißt mit ihr ein Eis, gibt ihr ihren ersten echten Kuss.

Vier Jahre später hört sie erneut von Martin - er ist in Untersuchungshaft, soll seinen Bruder getötet haben.

Autorin Sammer wechselt die Perspektiven. Marin sitzt im Knast mit einem anderen Untersuchungshäftling. Ist er wirklich unschuldig? Hat er seinen Stiefbruder ermordet, nachdem der zuvor ein anderes Kind missbraucht und getätet hat? Ganz so einfach scheint es nicht. Denn Martin schaut nachdrücklich auf das Familienfoto seines Zellenkollegen, auf den 11-jährigen Sohn des Mannes, der in nassen Badeshorts in mehrfacher Sicht Martin und seine Aufmerksamkeit erregt.

Und noch eine Perspektive, die von Irene, Martins Stiefmutter. Ist sie Opfer oder war sie Mitwisserin? Hat ihr Mann die Söhne missbraucht? Ist dann Jonas in die Fußstapfen des Vaters getreten? Hat Martin diesem Treiben nur ein Ende gemacht? Irene misstraut ihrem Stiefsohn, ist zerrissen, zerbrochen.

Und Tina ist verliebt. Nicht nur in ihren sechsjährigen Bruder Benny (der übrigens wohl auch noch in Lebensgefahr geraten wird) sondern in Martin. Sie verfolgt den Prozess, wartet vor Martins Wohnung, sieht ihren Schwarm schließlich dort endlich wieder ... Eine gefährliche Begegnung, wie sie selber später wohl einsieht.

"Die Stille nach dem Schrei" ist tatsächlich eine Leseprobe, die mich voll und ganz begeistert. Bei so einigen Neuvorstellungen hier verzichte ich auf eine Bewerbung. Bei Sammers Erstlingswerk wäre ich extrem froh über ein Leseexemplar!