kranke Fantasien

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readpassion9 Avatar

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Tina Mahlbach wird in drei Wochen 19 Jahre alt und sagt von sich selbst, dass sie ihren nächsten Geburtstag nicht mehr erleben wird. Ihre einzige Sorge gilt ihrem kleinen Bruder Benny.

 

Isolde Sammer ist mit den ersten Zeilen ein toller  Einstieg in die Geschichte gelungen, mein Interesse war sofort geweckt. Tina hat sich in einen Kindermörder verliebt, den 19 jährigen Martin, welcher seinen jüngeren Stiefbruder Jonas umgebracht hat. Angeblich im Affekt, als er ihn dabei erwischte, wie er einen anderen Jungen ermorderte. Dabei scheint er eine schwere Kindheit gehabt zu haben, mißhandelt vom Vater, abgelehnt von der bösen Stiefmutter. Die Richter und die Öffentlichkeit glauben seiner Geschichte, er wird nicht wegen Mordes sondern nur wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt und kommt auf freien Fuß.

 

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Sichtweisen einzelner Personen erzählt, so bekommt man ziemlich bald einen Einblick in die Psyche von Martin und weiß, dass er nicht so unschuldig ist, wie er vorgibt.  Seine Stiefmutter Irene ist nach der Ermordung ihres Sohnes verstört, die Vorwürfe gegen ihren verstorbenen Mann kann sie nicht glauben, hat sie ihn doch als liebevollen Vater und Ehemann gekannt. Trotzdem beginnt sie zu zweifeln, es fällt ihr schwer zur Alltagsroutine zurückzukehren. Die Situation wird unerträglich, als Martin aus dem Gefängnis wieder zurück ins Haus zieht.

 

Tina wiederum hat es nicht leicht in ihrem Umfeld: Eine Mutter, die sich nicht um sie und den Bruder kümmert, das Gesicht von alten Narben entstellt war sie immer die Außenseiterin. Ihr kleiner Bruder ist ihr einziger Halt.

 

Auch wenn der Anfang doch ungewöhnlich ist, indem die Geschichte vom Ende aufgerollt wird, so war meine Neugierde sofort geweckt. Ob man erfahren wird, was bei den Morden tatsächlich passiert ist? Fest steht, dass Martin nicht das Unschuldslamm ist, das er zu sein vorgibt, sondern eine ziemlich kranke perverse Phantasie hat, die er zu gerne ausleben möchte. "Echte" Gefühle hat er nicht, er kopiert sie lediglich und schaut sich ab, wie andere Menschen miteinander agieren. Ist er ein Soziopath?

 

Der Schreibstil liest sich flüssig und lebhaft, als Mutter kann ich mich gut in die Gefühlswelt von Irene hineinversetzen. Tolle Lektüre, meine Erwartung an das Buch ist recht hoch. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und werde das Buch definitiv kaufen. Super!