Mir fehlen schlicht die Worte

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tagträumer Avatar

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Das Buch ist genial und geht richtig unter die Haut.

Die Autorin erzählt aus verschiedenen Perspektiven, die dazu führen, dass das Buch eine richtige Sogwirkung ausübt.

Man lernt Martin im Gefängnis kennen und erfährt einerseits, dass er ganz offenbar eine unglaubliche Wirkung ausübt auf seine Mitmenschen, er zieht sie (positiv) in seinen Bann mit einem gewissen Charme, mit Freundlichkeit und seiner überlegen wirkenden Ruhe. Sehr früh erfährt man als Leser auch, dass dies alles nicht von Herzen kommt, Martin ist ein perfekter Schauspieler, der aus Beobachtungen und Nachahmung viel über die Menschen und ihre schwachen Punkte gelernt hat. Es wird auch bereits auf diesen ersten Seiten aufgezeigt, dass Martin mindestens ziemlich kranke Phantasien hat und auf jeden Fall eine pädophile Neigung.

Wir erfahren weiter, wie schwer es die Stiefmutter von Martin hat, während dieser in Untersuchungshaft sitzt, weil er seinen Halbbruder umgebracht hat. Die Presse und die öffentliche Meinung verfallen mehr und mehr dem Charme von Martin und Irene wird vom Opfer zur Täterin, oder zumindest fast. Sie selbst ist verunsichert von den Vorwürfen von Martin gegen ihren verstorbenen Mann (seinen Vater). Martin behauptet, dieser habe ihn jahrelang schwer missbraucht. Irene kann und will dies aber nicht glauben, da sie nie Hinweise dafür gesehen oder bemerkt hat und Martin schon immer ein Lügner war.

Die dritte Perspektive kommt von Tina, einem Mädchen, dass in Martin verliebt war bzw. ist. Sie erzählt ihre Erlebnisse sozusagen aus der Zukunft in einem Brief an einen (Polizisten?) Herr Schneider. Wir erfahren bereits, dass sie sich selbst opfern will um ihren kleinen Bruder zu retten. Da sie über ihre Beziehung zu Martin schreibt, kann man vermuten, dass die Bedrohung von ihm ausgeht.

Die Rollen scheinen sich für den Leser bereits abzuzeichnen und die Spannung wird vor allem daraus entstehen, dass man ständig darauf wartet, dass Irene auf entscheidende Beweise stösst oder sonst jemand dem wahren Martin hinter der Fassade auf die Schliche kommt.

Ich frage mich aber auch, ob die Autorin vielleicht noch einen Schritt weiter geht und uns am Ende diese Vorverurteilung um die Ohren haut. Z.B. Martin, der zwar tatsächlich pädophile Neigungen und Phantasien hat, diese aber vielleicht gar nicht real auslebt, sich selbst kontrollieren kann, vielleicht wirklich von seinem Vater missbraucht wurde (daher die Gefühlskälte und die Probleme mit Zärtlichkeiten) und seinen Halbbruder im Affekt umbrachte?!

Auf jeden Fall ein echtes Hammerbuch (mir fehlen angemessene Superlative ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif) ).

Kann ich irgendwas tun um meine Gewinnchancen zu erhöhen? ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/tounge_smile.gif)